Leserbriefe

Leserbriefe

30.10.2024

Lesermeinung

In Calw ist man da wohl schon weiter


Zu Notfallpraxis: Jetzt droht Nagold die Schließung, 22. Oktober 

Die Schließung einer Notfallpraxis im Kreis Calw ist ein schwerer Schlag für die betroffenen Bürger. Aufgrund der Größe des Landkreises sind für viele Einwohner die Wege generell weit. Der Standort Nagold soll nun geschlossen werden. Es ist daher völlig nachvollziehbar, dass Oberbürgermeister Großmann sich für seine Stadt einsetzt.

Was aber gar nicht geht: Im Interview mit dem Schwarzwälder Boten plädiert er kurz für beide Standorte, um sich dann sofort sehr deutlich gegen den Standort Calw zu positionieren. Ist das nötig? Während der Calwer Oberbürgermeister Kling aufgrund neuster Entwicklungen in Stuttgart für beide Standorte protestiert, sitzt Herr Großmann in seiner Amtsstube und geht anderen Geschäften nach. Angeblich wurde er bereits am vorhergehenden Freitag informiert, sah aber wohl keinen Grund, sich dem Protest in Stuttgart anzuschließen. Das kann natürlich jeder so halten, wie er will, dennoch bin ich über seine Aussagen sehr verwundert: „Wenn Schließung, dann Calw“.

Ist das eine sinnvolle Strategie? Ist man nicht in der Lage, einen gemeinsamen Schlachtplan für beide Standorte zu entwickeln? Die Größe des Landkreises ist hier doch ein gewichtiges Pfund. Die zwei größten Städte im Kreis haben meiner Meinung nach eine besondere Verantwortung für die Bürger im Landkreis, insbesondere in der Gesundheitsversorgung. Aber solange der Nagolder Oberbürgermeister es nicht sieht oder sehen will, dass beide Städte zusammen als Team bei manchen Themen deutlich schlagkräftiger wären, solange werden sich andere ins Fäustchen lachen.

Es geht nicht nur um die Nagolder oder Calwer, es geht um alle Bürger des Landkreises. In Calw ist man da wohl schon weiter.


Jochen Maier, Calw


29.10.2024

Lesermeinung

Calw oder Nagold, wen soll es treffen? 


Zu Notfallpraxis: Jetzt droht Nagold die Schließung, 22. Oktober 

Am Montag, 21. Oktober, waren wir gemeinsam mit weiteren Calwern, organisiert von unserem Oberbürgermeister Florian Kling, in Stuttgart vor der KVBW, um gegen die Schließung der Notfallpraxis in Calw zu demonstrieren. Da die KVBW dann kurzfristig mitgeteilt hat, dass nun Nagold geschlossen werden soll, haben wir somit gegen die Schließung in Nagold demonstriert.

Basierend, unter anderem auch auf meinem beruflichen Hintergrund, ist es meines Erachtens nach aufgrund der Entfernungen und der Topographie im Landkreis Calw zwingend erforderlich, dass beide Notfallpraxen erhalten bleiben müssen. Die Notaufnahmen der Kliniken und auch die Rettungsdienste sind heute bereits überlastet und die Schließung der Notfallpraxen würde mit Sicherheit die Problematik weiter verschärfen.

Im Artikel wird nun Herr Großmann, OB von Nagold, zitiert, dass grundsätzlich beide Notfallpraxen im Kreis gebraucht würden. Jedoch im folgenden Absatz heißt es dann sogleich: Doch wenn wirklich eine Entscheidung fallen müsse, sei es „in der Sache völlig daneben“, den Standort Nagold zu schließen. Müsse eine der Praxen weichen, „dann ist es die vom Grundversorger (….), nicht die vom Schwerpunktversorger“, so Großmann.

Hier widerspreche ich klar und bin über diese Aussage mehr als entsetzt. Zum einen ist es fachlich falsch, da die Notfallpraxis definitiv nichts mit dem jeweiligen Level eines Krankenhauses zu tun hat. Es geht darum, die Erreichbarkeit der hausärztlichen Notfallversorgung sicherzustellen. Anstatt gemeinsam mit seinem Calwer Kollegen die Notwendigkeit für beide Praxen zu unterstreichen und sich für deren Erhalt einzusetzen, weiß Herr Großmann nichts Besseres zu tun, als gegen die Kreisstadt eine „Neid-Debatte“ zu eröffnen.


Den Zusammenhalt der Kommunen, gegenüber nicht nachvollziehbaren Entscheidungen der KVBW stelle ich mir anders vor. Ich kann nur hoffen, dass auch Herr Großmann noch erkennt, dass gemeinsam mehr zu erreichen ist. Auf jeden Fall bin ich ganz bei Herrn Kling, der im Artikel zitiert wird, dass er sich auf die KVBW nicht verlassen will und appelliere an alle Calwer und Calwerinnen, sich weiter dafür einzusetzen, damit die Notfallpraxen in Calw und in Nagold bestehen bleiben.


Barbara Graf Calw-Stammheim


25.05.2024

Lesermeinung

Kreiskrankenhäuser, IIN-Versammlung vom 02.05.24

Die Reaktionen auf unsere Versammlung vom 02.05.24 sind überwiegend positiv ausgefallen. Mit Ärzten aus verschiedenen Fraktionen und einem im Bauwesen tätigen Ingenieur, sind kompetente Referenten zu Wort gekommen, die ihre Kritik mit guten Argumenten untermauert haben. Dass sie, mit Ausnahme von Günther Schöttle (AfD), bei ihren Fraktionen kein Gehör gefunden haben ist kaum zu glauben.

Lobenswert war die Anwesenheit von Kreisräten der großen Koalition der Gutgläubigen, die sich leider aber darauf konzentriert haben, die Zusammensetzung der Referenten-Riege zu kritisieren und keinen Beitrag zur Lösung der Probleme geleistet haben.

Anerkannt wird von Seiten der IIN das Engagement aller Mandatsträger, die ihre Freizeit für das Wohl der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Kritisiert wird viel mehr der seit vielen Jahren andauernde Zick-Zack-Kurs der Verwaltung, die viele Millionen verschwenden und leider von der Mehrheit des Kreistags unkritisch mitgetragen werden.

Dazu passt, dass die Beschlüsse vom 18. Dezember 23 anschließend vom Verwaltungsgericht aufgehoben wurden. Statt über das Vorgehen der Verwaltung nachzudenken hat man mit fast gleicher Mehrheit die Beschlüsse am 18. April 24 wiederholt, was jetzt wohl ebenfalls vom Verwaltungsgericht untersucht wird.

Trotzdem hat man, was besonders grotesk ist, am 16. Mai wieder eine Kehrtwendung vollzogen und beschlossen, am Krankenhaus Nagold provisorische Operationssäle einzurichten und insgesamt ca. 25 Millionen weitere Ausgaben beschlossen.

Fundierte und gut begründete Einsprüche von fachlich versierten Kreisräten wurden von der Mehrheit, wie gewohnt, einfach beiseite gewischt.

Falls die beanstandeten Beschlüsse tatsächlich umgesetzt werden, hat der Kreis Calw in Sachen Kreiskrankenhäuser nichts mehr zu sagen und darf die Rolle des Zahlmeisters übernehmen und zusätzlich den Böblingern als Zulieferer von Patienten und Personal zur Verfügung stehen.

Der Betrieb unserer Kreiskrankenhäuser wird von unseren Ärzten und Pflegepersonal zur großen Zufriedenheit der Patienten geführt, was nicht durch Abgabe von Kompetenzen an den Kreis Böblingen in Gefahr gebracht werden darf.

Zum Schluss noch einige Zitate zur aktuellen Krankenhauspolitik. Ein herausragender SPD-Politiker im Kreis erklärt: „was da läuft ist der helle Wahnsinn.“

Ein Mitarbeiter am Krankenhaus Nagold auf die Frage, wann denn die Umbaumaßnahmen endlich fertig sind: „das weiß niemand, bei uns wird jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf getrieben.“

Eine Ärztin am Krankenhaus Calw: „Aufgrund der Verunsicherung und den ständigen Änderungen bewerben sich bei uns keine Ärzte mehr und auch kein Pflegepersonal. Dafür müssen wir dann teure Honorarärzte anstellen.“ 

Am 09. Juni 2024 stehen Kreistagswahlen an. Es bleibt zu hoffen, dass die Bürger des Kreises die richtigen Kandidaten wählen.


Karl Braun, Haiterbach

25.05.2024

Lesermeinung

Zahlen gibt es nicht, Hoffnung ist das Prinzip

Die Agenda des Kreistages am 16.05.2024 war knapp. Es gab nur zwei Tagesordnungspunkte, von denen es einer richtig in sich hatte.

In der Beschlussvorlage ging es um nichts Geringeres als um die Genehmigung der Entwurfsplanung und Grobkostenschätzung zur Umsetzung des Medizinkonzepts 2030 in Calw und Nagold. Das Erstaunliche war, dass diese elementaren Planungsunterlagen gar nicht existieren.

Im Raum steht lediglich eine Gesamtsumme von 25,3 Mio. Es bleibt unklar, was sich z.B. hinter 1,4 Mio für ein ambulantes OP-Zentrum in Calw oder 7,2 Mio für den mobilen OP in Nagold verbirgt, der übrigens nicht Bestandteil des Medizinkonzeptes 2030 ist. Landrat Riegger begründete die fehlenden Unterlagen, die von einigen Kreisräten angemahnt wurden, mit Zeitverlust, der nicht mehr zu verantworten wäre.

Vor diesem Hintergrund wurde auch der Antrag von Dr. Bantel abgelehnt, die Entscheidung so lange zu verschieben, bis belastbare Zahlen zu den Teilprojekten vorliegen und die Zusage der Naturschutzbehörde, den mobilen OP auf einem Grundstück zu installieren, das partiell ein Naturschutzgebiet ist. Denn wenn das schief geht, gibt es nach Aussage des Landrats keinen Plan B, sondern nur einen Vertrauensvorschuss.

Apropos Zeitverzug: Es war Zeit für ein neues Gutachten von Lohfert & Lohfert, und es war auch Zeit für die Bekanntmachung des neuen Medizinkonzeptes 2030. Aber für dessen belastbare Finanzplanung war oder ist keine Zeit.

Vor diesem Hintergrund wird die Forderung von Dr. Utters nach einem strengen Projektcontrolling wohl ein Wunschtraum bleiben. Man darf gespannt sein, ob oder wie es der Projektleitung ohne die Vorgabe von finanziellen und zeitlichen Leitplanken gelingt, darzustellen, ob die Projekte im Limit sind oder nicht.   

Am Ende wurde die Beschlussvorlage mit einigen Gegenstimmen und Enthaltungen durchgewunken. Es ist mir nicht klar geworden, worin die Motivation der Mehrheit der Kreisräte bestand, angesichts der Faktenlage eine Entscheidung dieser Tragweite zu treffen. Ob es fehlender Sach- oder Fachverstand oder das-Thema-muss-vom-Tisch war, möchte ich nicht bewerten. Eines war sie in jedem Fall: Unverantwortlich gegenüber dem Steuerzahler! 


Dr. Steffi Druckenmüller, Calw

16.05.2024

Lesermeinung

Das kann sich keiner leisten!

Zu Kliniken: So viel soll der Umbau jetzt kosten, 14. Mai

Können sich die Kommunen das noch leisten? An diesem Donnerstag, 16. Mai, tagt der Kreistag, zum letzten Mal vor der Wahl, um die mit der Umsetzung der Medizinkonzeption 2030 verbundenen Umzugskosten medizinischer Abteilungen zwischen Calw und Nagold zu beschließen.

In diesem Jahr ist die Kreisumlage, maßgeblich durch den Verlustausgleich des Klinikverbundes, bereits um 5,6 Punkte gestiegen – die Kommunen ächzen unter der zusätzlichen Last. Kassandrarufe „Die Gemeinden gehen pleite” wurden hier und da zunehmend lauter. 2,2 Millionen hier, 8,6 Millionen da, nach einer Weile kommt da richtig Geld zusammen!

Die aktuell diskutierten Zahlen basieren auf einer Grobkostenschätzung. Wir Bürger können nur hoffen, der Kreistag entscheidet nicht auf solch unzuverlässigen Zahlen – oder erinnert sich jemand an Großprojekte der letzten Jahrzehnte die billiger wurden als anfangs geplant? Die zu erwartende 14-Punkte-Erhöhung der Kreisumlage kann sich nämlich definitiv keiner mehr leisten!


Felix Eppel, Bad Liebenzell

05.04.2024

Lesermeinung

Kann das Sinn machen?

Zu Medizinkonzept 2030

Für Fehler auf Jahre hinaus Millionen zusätzliche Defizite für den Kreishaushalt: Bei der Debatte um unsere beiden Krankenhäuser im Kreis werden wir noch einige Jahre hinaus erinnert durch die großen Zuschussposten in unserem künftigen Kreishaushalt. Zusätzlich kommt noch die schwierige Entscheidung dazu im Krankenhausverband mit Sindelfingen/Böblingen zu verbleiben. Das Problem liegt meines Erachtens in der Fehlplanung ein neues Krankenhaus nicht in der Nähe von Wildberg für den Kreis Calw gebaut zu haben. Die Platzierung wäre hier an optimaler Stelle, der Norden vom Kreis hat kurze Wege zu den Krankenhäusern nach Pforzheim und der Süden nach Herrenberg. Der Entschluss 100 Millionen für einen Umbau in Nagold und 180 Millionen für ein neues Krankenhaus in Calw zu investieren bestraft sich jetzt in den Fehlbeträgen von zwei Kliniken. Außerdem kommt im Nachhinein noch hinzu, dass von Calw mehrere Bereiche abgezogen werden sollen zu Gunsten des Nagolder Krankenhauses, kann das Sinn machen bei der geografischen Lage von Nagold?

Ursprünglich verantwortlich hierfür ist der Kreistag und man muss sich fragen, ob die Verantwortlichen eher den Vorteil der Lage ihrer eigenen Stadt oder Gemeinde bevorzugen oder das Wohl des Kreises. Die Höhe der Kreisumlage wird ja immer sehr heftig von allen diskutiert, es müssen ja wohl alle den gleichen Betrag zahlen, auch die, die nicht den Vorteil in der Nähe einer Krankenhausvollversorgung haben.


Manfred Essig, Althengstett

20.03.2024

Lesermeinung

Der Kreistag und die Demokratie


Zu 20. März Trotz allem bleibt das Ergebnis gleich 

Nachkarren gilt nicht. Und das will ich als weit Außenstehender auch nicht. Trotzdem treiben mich zwei Dinge dieses erneuten Beschlusses des Kreistages um, mit denen ich nicht klar komme. Herr Johnen spricht in seinem Leserbrief vom Sterben der Demokratie. Ich möchte ergänzen, nicht alles, was demokratisch abgestimmt wird, ist gleich demokratisch. Gerade in einer Demokratie sollte nicht nur Stärke, Mehrheiten als Sieger aus einer Abstimmung hervorgehen, es sollte die zurückgelassene Minderheit nicht in eine Ecke gestellt werden. Herr Johnen weist darauf hin, wie eine Demokratie auch sterben kann. Bei all dem demokratischen Geplänkel entnehme ich den Anträgen 7 und 8 in der Kreistagssitzung vom 18. März, dass die Mehrheit des Calwer Kreistages sowohl die Arbeitnehmervertreter aus Calw und Nagold als auch den Landrat selbst „verkauft“ haben, indem beide Anträge mit nur acht beziehungsweise sieben Ja-Stimmen abgeschmettert wurden. Wem sind eigentlich die Kreistagsmitglieder „verpflichtet“? Gewählte Volksvertreter haben zwar kein imperatives Mandat und sind so nicht dem Wählerwillen verpflichtet, schon gar nicht den Wählerinnen und Wählern eines nachbarschaftlichen Landkreises. Was bleibt ist für mich mehr als ein Gschmäckle.

Ich werde das bei meiner nächsten Wahlentscheidung zum Kreistag berücksichtigen.


Gerhard Trick, Calw-Altburg

14.03.2024

Lesermeinung

Wird als Treppenwitz in die Kreisgeschichte eingehen

Zu Klinik-Debatte

Politiker sollten zwischen überwiegenden Interessen der Allgemeinheit und lokal-egoistischen Interessen abwägen. Und sie sollten sich aus moralischen Gründen für den Vorteil der Mehrheit entscheiden. In diesem Sinne kann ich die Vertreter des Landkreises Böblingen verstehen, die das finanzielle Desaster durch das überdimensionierte Flugfeldklinikum abschwächen wollen, indem sie konkurrierende Klinikabteilungen möglichst weit entfernt halten wollen, im aktuellen Fall in Nagold statt Calw. Auch die Abgeordneten aus dem Bereich Nagold verstehe ich, zwar nicht moralisch, aber zumindest im Sinne von „Lokal-Egoismus“, wenn sie für den Bereich Nagold alle Vorteile sichern wollen und damit für die Mehrheit im Kreis entscheidende Nachteile in Kauf nehmen.

Dagegen kann ich die Vertreter aus dem zentralen Landkreis um Calw nicht verstehen, wenn sie durch ihre Entscheidung die Versorgung bei geburtshilflichen Notfällen, Herzinfarkten und Schlaganfällen sowohl im direkten Calwer Einzugsbereich als auch für die Mehrheit der Kreisbewohner verschlechtern und damit gleichzeitig vermeidbare und kaum absehbare Mehrkosten (Rückbau einer fertigen Klinik in Calw, aufwendige Umbauten in Nagold) finanzieren müssen.

Genauso wenig verstehe ich die Vertreter des westlichen Landkreises (Enztal), die durch ihre Anbindung an die Kliniken in Pforzheim, Karlsruhe beziehungsweise Freudenstadt in ihrer medizinischen Versorgung nicht betroffen sind, die aber trotzdem mit ihrer Kreisumlage die vermeidbaren Mehrkosten mitbezahlen müssen.

Ich frage mich, welcher Zaubertrank den Kreistagsabgeordneten eingeflößt wurde, damit sie die offensichtlichen Mängel des tendenziösen und interessengesteuerten Lohfert-Gutachtens nicht sehen können. Es wird als Treppenwitz in die Kreisgeschichte eingehen, wenn der Kreistag tatsächlich die einzige leistungsfähige Klinik des Landkreises im südlichsten Randzipfel des Kreises platziert und damit unter erheblichen und vermeidbaren Mehrkosten die medizinische Versorgung verschlechtert.


Dr. med. Günter Oettling, Calw

05.03.2024

Lesermeinung

Vieles spricht für Strategiewechsel

Zu „Verzögerung kostet uns richtig viel Geld“

Mit der Aussage „Es kostet uns richtig viel Geld“, siehe Schwabo 28. Februar, beweist Landrat Riegger einmal mehr sein Talent, Fehlleistungen schönzureden und von den eigentlichen Problemen abzulenken. Willig folgt ihm die große Fraktion der Gutgläubigen, die gerne alles durchwinken und Argumente nachplappern, was von oben kommt. Die wenigen selbstdenkenden Kreisräte, wie Bantel und seine Mitstreiter, geraten ins Abseits. Selbst die von der Verwaltung organisierte Abstimmung über die Krankenhäuser vom 18. Dezember und die eigenen Beschlüsse, die vom Verwaltungsgericht aufgehoben wurden, bringt die Gutgläubigen nicht zum Nachdenken. Im Gegenteil, wie trotzige Kinder wird man wohl bei der erneuten Abstimmung am 18. März Ja und Amen sagen und alle Bedenken und Risiken ausblenden. Die Kreisräte sollten sich aber überlegen, ob sie sich nochmals blamieren wollen wie am 18. Dezember.

Seit der Fusion 2007 sind viele Fehlentscheidungen getroffen worden, was viele Millionen verschlungen hat, was unter anderem über die Kreisumlage von den Gemeinden und ihren Bürgern bezahlt werden muss. Dass die geldfressenden Fehlentscheidungen überwiegend aus Böblingen kommen, zeigt die für das Krankenhaus Calw geplante und gebaute Geburtenabteilung, die jetzt wieder nach Nagold verlegt werden soll. Zusatzkosten: mindestens 15 Millionen Euro. Am Krankenhaus Nagold wurde ein zusätzlicher OP-Raum gebaut, der viele Millionen gekostet hat, der aktuell und wahrscheinlich auch in Zukunft aber nicht gebraucht und benutzt wird. Das gerade fertiggestellte Hygienezentrum in Calw soll nach Aussage eines Kreisrats so desolat sein, dass es für viele Millionen saniert werden muss.

Am Krankenhaus gibt es möglicherweise ein Legionellen-Problem. Es gibt also viele Gründe für einen Strategiewechsel (Langzeitstrategie). Dazu müssten Landrat und Kreistag bereit sein, Verantwortung zu übernehmen, was sicher schwieriger ist als Schönrederei.


Karl Braun, Haiterbach

05.03.2024

Lesermeinung

Parallelen zum Maut-Desaster

Zu „Verzögerung kostet uns richtig viel Geld“

Für mich, als Mitglied der Bürgerinitiative Gesundheitsversorgung Kreis Calw (BI), wirft das derzeitige Verhalten zahlreicher Kreistagsmitglieder viele Fragen auf! Wir versuchen seit Monaten beharrlich den Kreistag auf die Schwachstellen und Gefahren des Medizinkonzeptes 2030 und der Fusion hinzuweisen.

Viele Bürger teilen unsere Meinung. Zwischenzeitlich ist es soweit, dass wir, die BI, Tausende von Euro an Spenden für Rechtsanwälte bekommen, um einen Schaden vom Kreis Calw abzuwenden.

Ich gehe davon aus, dass wir Ehrenamtlichen sowie Bürger und Spender zum großen Teil wenigstens durchschnittlich intelligent sind und zum Schutz vom Kreis Calw dieses enorme Engagement einbringen. Wirklich bedenklich ist, dass diese Bemühungen, zum Schutz des Kreises, auf der Basis vom Verein BI und Spendern notwendig ist! Es scheint aber, als würden wir Perlen vor die Säue werfen. Die Ausarbeitungen unseres Anwaltes über ein „unkalkulierbares Risiko“ für den Kreis werden größtenteils bagatellisiert und als utopisch vom Tisch gefegt. Ist das der Respekt gegenüber ernsthaft besorgten Bürgern, Ehrenamtlichen und Spendern?

Ich erinnere an das Maut-Desaster von Verkehrsminister Scheuer. Noch und nöcher wurde Minister Scheuer davor gewarnt! Am Ende hat uns Bürger der Spaß offiziell 243 Millionen Schadensersatz gekostet, die inoffiziellen Kosten werden wir nie erfahren. Aber die Berater, darunter sicherlich auch einige Juristen, gaben die Empfehlung für diesen Schildbürgerstreich. Andersdenkende ignorierte man und benahm sich wie die Allwissenden. Ich sehe hier Parallelen. Bezahlen werden wir Bürger. Ich bin mir sicher, dass die Kreisumlage kontinuierlich steigen wird.

Liebe Kreisräte, bitte setzt euch aufgeschlossen mit unseren Ausarbeitungen auseinander. Jetzt kann noch alles überdacht und anders entschieden werden. Möglicherweise liegen unsere Anwälte auch richtig. Ein vorläufiges Verfahren haben wir bereits gewonnen. Für Gespräche stehen wir gerne zur Verfügung.


Rosi Schaber, Calw

05.03.2024

Lesermeinung

Parallelen zum Maut-Desaster

Zu „Verzögerung kostet uns richtig viel Geld“

Für mich, als Mitglied der Bürgerinitiative Gesundheitsversorgung Kreis Calw (BI), wirft das derzeitige Verhalten zahlreicher Kreistagsmitglieder viele Fragen auf! Wir versuchen seit Monaten beharrlich den Kreistag auf die Schwachstellen und Gefahren des Medizinkonzeptes 2030 und der Fusion hinzuweisen.

Viele Bürger teilen unsere Meinung. Zwischenzeitlich ist es soweit, dass wir, die BI, Tausende von Euro an Spenden für Rechtsanwälte bekommen, um einen Schaden vom Kreis Calw abzuwenden.

Ich gehe davon aus, dass wir Ehrenamtlichen sowie Bürger und Spender zum großen Teil wenigstens durchschnittlich intelligent sind und zum Schutz vom Kreis Calw dieses enorme Engagement einbringen. Wirklich bedenklich ist, dass diese Bemühungen, zum Schutz des Kreises, auf der Basis vom Verein BI und Spendern notwendig ist! Es scheint aber, als würden wir Perlen vor die Säue werfen. Die Ausarbeitungen unseres Anwaltes über ein „unkalkulierbares Risiko“ für den Kreis werden größtenteils bagatellisiert und als utopisch vom Tisch gefegt. Ist das der Respekt gegenüber ernsthaft besorgten Bürgern, Ehrenamtlichen und Spendern?

Ich erinnere an das Maut-Desaster von Verkehrsminister Scheuer. Noch und nöcher wurde Minister Scheuer davor gewarnt! Am Ende hat uns Bürger der Spaß offiziell 243 Millionen Schadensersatz gekostet, die inoffiziellen Kosten werden wir nie erfahren. Aber die Berater, darunter sicherlich auch einige Juristen, gaben die Empfehlung für diesen Schildbürgerstreich. Andersdenkende ignorierte man und benahm sich wie die Allwissenden. Ich sehe hier Parallelen. Bezahlen werden wir Bürger. Ich bin mir sicher, dass die Kreisumlage kontinuierlich steigen wird.

Liebe Kreisräte, bitte setzt euch aufgeschlossen mit unseren Ausarbeitungen auseinander. Jetzt kann noch alles überdacht und anders entschieden werden. Möglicherweise liegen unsere Anwälte auch richtig. Ein vorläufiges Verfahren haben wir bereits gewonnen. Für Gespräche stehen wir gerne zur Verfügung.


Rosi Schaber, Calw

05.03.2024

Lesermeinung

Keine Chance für Vertrauen

Zu „Verzögerung kostet uns richtig viel Geld“

Wer am Mittwoch, 28. Februar, im SchwaBo den Bericht zur Sitzung vom Verwaltungs-/Wirtschafts-Ausschuss des Kreistags zur Kenntnis nahm, rieb sich verwundert die Augen. Unter der Überschrift „Verzögerung ‚kostet uns richtig viel Geld‘“ wird im Tenor Kreisrat Eberhard Bantel zum Störenfried gestempelt. Als einziger (!) aller Kreisräte bestand er auf einem korrekten Verfahrensablauf und sorgte dafür, dass dieser am 18. Dezember 23 durch das Verwaltungsgericht eingefordert wurde. Dies in einem hochsensiblen Verfahren, das durch Konzeptänderungen samt den damit verknüpften massiven Kostenexplosionen und komplexer Vertrags-Verpflichtungen seit Jahren im Brennpunkt intensiver Debatten steht. Nicht diejenigen wurden gerügt, die – sei es durch Schluderei, sei es durch Trickserei – für die Ladung zur Sitzung und deren Vorbereitung die Verantwortung trugen, jedoch den rechtskonformen Ablauf des Vorgangs versemmelten. Auch die Räte, eigentlich zur Kontrolle von Verwaltungsabläufen gewählt und somit eingebunden in die Verantwortungskaskade, waren am korrekten Zustandekommen weit überwiegend kaum interessiert und weit davon entfernt, an die eigene Brust zu klopfen, sondern sahen offenbar in der Unbotmäßigkeit von Herrn Bantel den Stein des Anstoßes. Die Angelegenheit selbst, der Krankenhaus-Fusionsvertrag, sollte auf Biegen und Brechen verabschiedet werden, bevor ausreichend Zeit zum Lesen und schon gar keine Zeit zu einer rechtlich-fachlichen Prüfung zur Verfügung stand. Just dies wurde durch das Verwaltungsgerichtsurteil verhindert, und die anschließende juristische Prüfung wies darauf hin, dass in den Fusionsvertrag Ösen und Haken eingestrickt sind, die massive Risiken zu Lasten von uns Bürgern bedeuten. Wobei im gesamten Debattenverlauf den Befürwortern neuer medizinischer Strukturen und einer faktischen Knebelungs-Fusion der Klinikgesellschaften die Befürworter es nie für nötig gehalten haben, nachvollziehbare Argumente für diesen Weg zu präsentieren. Bei allem Respekt vor demokratisch zustande gekommenen Gremien hat in Anbetracht dieser Abläufe Vertrauen kaum eine Chance.


Dr. med. Klaus Pichler

Bad Teinach-Zavelstein

27.02.2024

Lesermeinung

Chaos war vom Kreistag selbst verschuldet

Zu Klinik-Debatte

Innerhalb der letzten 14 Tage haben sich die Ereignisse überschlagen. Dabei ist der Kreistagsbeschluss vom Dezember über das Medizinkonzept 2030 und die Klinikfusion arg unter die Räder gekommen. Zuerst hat das Verwaltungsgericht Karlsruhe auf Intervention von Kreisrat Bantel hin die Beschlüsse wegen eines Fristfehlers für rechtswidrig erklärt. Dann hat der Arbeitskreis Gesundheit des FDP-Kreisverbands mit dem früheren Abgeordneten Karl Braun eine Langzeitstrategie für die Krankenhäuser Calw und Nagold erarbeitet und das Ziel formuliert, den Klinikverbund zu verlassen.

Schlussendlich hat ein renommierter, vom Vorsitzenden der BI, Professor Neufang, eingeschalteter Fachanwalt für Gesellschaftsrecht den Kreis eindringlich vor der Verwirklichung der Klinikfusion gewarnt. Er befürchtet ein unkalkulierbares Kostenrisiko für den Kreis Calw.

Die neu aufgeflammte Diskussion über den Kreistagsbeschluss vom Dezember zeigt, dass dieser überstürzt und ohne sorgfältige Aufarbeitung sämtlicher strittiger Punkte innerhalb der Krankenhausproblematik gefasst wurde. Der Kreistag hat sich damit in ein selbstverschuldetes Chaos gestürzt, vor dem viele Bürger in Leserbriefen und nicht zuletzt auch die BI Gesundheitsversorgung Kreis Calw gewarnt hatten.

Für die Kreistagsabgeordneten gilt es jetzt, kühlen Kopf zu behalten und die gerichtlich verordnete Denkpause zu nutzen Die falscheste Reaktion wäre jetzt, den Beschluss erneut durch das Gremium zu peitschen. Den Abgeordneten ist dringend zu empfehlen, sich dem mutigen Eintreten von Eberhard Bantel und Karl Braun anzuschließen und das Medizinkonzept 2030 sowie die Klinikfusion nochmals auf den Prüfstand zu stellen.

Im Klartext: Ein neuer Beschluss über die Krankenhäuser darf erst nach sorgfältiger Vorarbeit von einem neuen Kreistag gefasst werden. Die BI ist bis dahin gerne bereit, alle medizinischen und wirtschaftlichen Aspekte des Medizinkonzepts mit jedem einzelnen Abgeordneten zu diskutieren.

Noch besteht die Chance, die Gesundheitsversorgung auch des zentralen Kreisgebiets zu sichern, den Willen einer großen Mehrheit der Bevölkerung zu achten und sich aus der risikoträchtigen Umarmung des Kreises Böblingen zu lösen.


Dr. Ewald Prokein, Ottenbronn

27.02.2024

Lesermeinung

Kostenexplosion durch falsches Klinikkonzept?

Zu Klinik-Debatte

Im März steht das Klinikkonzept 2030 erneut im Kreistag zur Abstimmung. Dieses Konzept sieht die Verlegung der Geburtshilfe von Calw nach Nagold vor, mittelfristig sollen Neurologie, Herzkatheter und Schlaganfallversorgung folgen. Dieses Konzept ist mit gewaltigen zusätzlichen Einmalkosten und erhöhten finanziellen Dauerbelastungen verbunden:

Nach offiziellen Schätzungen betragen die Mehrkosten für den Umzug der Frauenheilkunde 14,5 Mio Euro und für das zusätzliche notwendig Parkhaus nochmal 8,5 Mio Euro. Erhöhte Kosten für Krankentransporte infolge längerer Transportwege wurden auf drei Millionen Euro geschätzt, pro Jahr! Zusätzliche Millionenbeträge werden beim Umzug der Neurologie nach Nagold hinzukommen. Meistens kosten öffentliche Bauvorhaben mindestens zwei- bis dreimal mehr als geplant (Stuttgart 21, Berliner Flughafen, Klinikumbau in Nagold).

Zu erwarten sind deshalb gigantische einmalige Mehrkosten von 25 bis 75 Millionen Euro oder mehr und als Folge exorbitante Steigerungen der Kreisumlage!

Einsparungen durch das Klinikkonzept 2030 sind meines Erachtens illusorisch. Bitter ist dabei: Das Ziel, die Gesundheitsversorgung im Landkreis zu sichern, wird meiner Einschätzung nach verfehlt, das Konzept 2030 wird sogar zu deutlichen Verschlechterungen führen: unter anderem längere Anfahrtswege zur Klinik für die Mehrheit, dadurch Gefährdung zum Beispiel von Gebärenden und Neugeborenen, verlängerte Anfahrtszeiten des Kinderarztes bei bedrohten Neugeborenen, verzögerte Notfallversorgung von Herzinfarkten und Schlaganfällen!

Dabei wäre die Lösung einfach, denn im Calwer Campus ist ein voll finanzierter und günstiger gelegener Klinikneubau fast bezugsfertig, der alle Anforderungen erfüllt und jetzt vor dem teilweisen Leerstand und teuren Rückbau steht. Schilda lässt grüßen. Steuerzahlern und Ärzten sträuben sich die Haare! Die vermeidbaren Mehrkosten werden wir alle zu tragen haben, aber wer wird die Verantwortung übernehmen? Wer hat den Abgeordneten des Kreistages ein Denkverbot verordnet?


Dr. Günter Oettling, Calw

09.01.2024

Lesermeinung

Zu Kreiskrankenhäuser, Entscheidung des Kreistags

Im Vorfeld der Kreistagssitzung habe ich als ehemaliges Kreistagsmitglied viele Kontakte mit Ex-Kollegen gehabt und in die Fraktionen hineingehört. In Sachen medizinisches Konzept 2030 war mein Eindruck, das Thema ist umstritten und es war ein knapper Ausgang zu erwarten.

Bei der Abstimmung haben nun wohl alle AfD-Mitglieder und einige Ärzte aus verschiedenen anderen Fraktionen, insgesamt circa zehn oder elf Personen, gegen den Antrag der Verwaltung gestimmt. Für mich sehr erstaunlich, weil die meisten Kreistagsmitglieder von medizinischen Dingen so viel Ahnung haben wie ich, nämlich keine, dass einige Ärzte, die sich im Thema auskennen, mit ihren Argumenten nicht durchgedrungen sind.

In Sachen Fusion mit Böblingen zeichnete sich im Vorfeld eine Mehrheit gegen den Antrag der Verwaltung ab, nämlich die Aufgabe der Eigenständigkeit. Umso erstaunlicher, dass es jetzt anders gekommen ist. Der Kreis gibt seine Kompetenz meines Erachtens komplett auf, hat sich so quasi selbst entmachtet, trägt in Zukunft die Kosten bei der Holding mit, hat so gut wie keine Ausstiegsmöglichkeiten mehr und ist letztlich im Aufsichtsrat nur noch mit fünf Mitgliedern vertreten, die dann wohl von CDU, Freie Wähler und der SPD besetzt werden. Alle anderen Gruppierungen haben dann in Sachen Krankenhäuser gar nichts mehr zu sagen. Bei der Sitzung selbst gab es wohl eine rege Debatte über Detailfragen, die von der Verwaltung aufgeführt wurden, um von den Kernproblemen abzulenken.

Nächstes Jahr sind wieder Kreistagswahlen. Die Bürger haben dann die Möglichkeit sich für Ja-Sager oder für Leute, die selber denken, zu entscheiden. Wie auf Bundesebene sind dann wohl auch im Kreis die AfD die Gewinner.


Karl Braun, Haiterbach

15.12.2023

Lesermeinung

Was hat der Klinikverbund gebracht?


 Zu Medizinkonzept: Darf Beschluss gar nicht fallen? vom 14. Dezember

Im SchwaBo vom 14. Dezember wird die Frage aufgeworfen, ob die Entscheidung des Kreisrats zum Klinikkonzept – wie vorgesehen – am 18. Dezember fallen kann, da die Tagungsunterlagen (zur Transparenz-Verhinderung?) nicht zeitgerecht zugänglich gemacht wurden. Wobei eine zentrale Frage in der Debatte noch kaum angesprochen wurde: Republikweit wird mit Sorge registriert, dass die Krankenhäuser seit Jahren in immer schwereres Fahrwasser geraten und der Kollaps wichtiger Teile des Systems verhindert werden muss. Derzeit bebrütet Herr Lauterbach mit seinem Gesundheitsministerium eine Neuregelung des Klinikwesens, was da aus dem Ei schlüpfen wird, ist noch verborgen. So gilt doch aktuell das Gebot, diese Neuregelung abzuwarten, um dieser dann Rechnung tragen zu können.

Was die angedachte Fusion der Klinikgesellschaften der Landkreise Calw und Böblingen betrifft, so ist daran zu erinnern, dass seit 2006 schon ein hoher Grad von Zusammenschluss besteht. Es drängt sich die Frage auf: Welche Auswirkungen hat dieser jahrelange Klinikverbund gehabt? Welche Probleme hat er gelöst oder doch verbessert? Ohne jetzt in eine ausufernde Detail-Diskussion einzusteigen, kenne ich niemand, der hierauf eine klare, einleuchtende und gar positive Antwort weiß.

Warum also jetzt zu einem weitgehend unselbstständigen Anhängsel von Böblingen werden? Um nicht missverstanden zu werden: Kooperationen sind anzustreben, wo sie Sinn machen. Aber Verwaltungsmonstren weiter aufzublähen, die fernab vom Ort der Musik dirigieren, gewachsene und leistungsfähige Strukturen in Frage stellen beziehungsweise zerschlagen, hat sich im Bereich der Kliniken Calw und Nagold keinesfalls bewährt. So sind die Defizite der Kreiskliniken ja wohl auf sogenannte „Leih-Ärzte“ zurückzuführen, die zu exorbitanten Kosten aushelfen müssen, wenn keine Festangestellten zur Verfügung stehen. Aber wer hat schon Lust, sich in Treue einem Arbeitgeber zu verpflichten, der Ziele, Strukturen und damit Arbeitsplätze in immer kürzeren Zeiträumen verändert und verschiebt. Ist es nicht vernünftiger, die Dinge dort zu regeln, wo sie anfallen?


Dr. Klaus Pichler, Bad Teinach-Zavelstein

15.12.2023

Lesermeinung

Kreistag darf nicht zustimmen


Zur Klinik-Debatte 

Als Reaktion des Klinikverbunds auf den Schuldenberg von 66 Millionen Euro (19 Millionen davon betreffen den Kreis Calw) soll das Konzept 2030 die große Wendung bringen. Einsparungen können vom Gutachter jedoch zahlenmäßig nicht konkretisiert werden. Schwerpunkt des Gutachtens ist die Verlagerung beziehungsweise Konzentration von Leistungen und Einrichtungen. Was den Kreis Calw betrifft, soll am Beispiel der Geburtshilfe die Sinnhaftigkeit dieser Überlegung beschrieben werden. Das Gutachten empfiehlt, diese in Nagold für den Kreis Calw und den Raum Herrenberg mit zusammen circa 1500 Geburten (Ist-Zahlen: Calw 500, Nagold 500, Herrenberg 700) einzurichten. Das Gutachten geht also in unrealistischer Weise davon aus, dass die Ist-Zahlen der drei Häuser eins zu eins auf einen Standort – ausgerechnet auf den geografisch ungünstigsten – konzentriert werden könnten.

Das Krankenhaus Nagold liegt am äußersten Rand unseres Flächen-Landkreises und wird deshalb die geplante Anzahl von Geburten standortbedingt nie erreichen, weil der Großteil der Fälle aus dem Großraum Calw sowie Herrenberg aus Zeit- und/oder Entfernungs-Gründen nach Böblingen oder in andere Landkreise ausweichen müssen. Gleiches gilt für alle anderen Notfälle sowie für planbare Eingriffe. Die Qualität des Gutachtens ist in diesem Punkt erheblich anzuzweifeln oder steckt eventuell bewusst, also politisch, eine Strategie dahinter. Die überdimensionierte Flugfeld-Klinik dominiert als Maximalversorger und der Kreis Calw mit seinen Häusern wäre der große Verlierer. Wegen der zu erwartenden Verschlechterung der medizinischen Versorgung und der Patientensicherheit für unsere Kreisbevölkerung darf der Kreistag dem Medizinkonzept nicht zustimmen.

Es drängt sich zusätzlich die Frage auf, ob es aktuell nicht geboten ist, aus dem Klinikverbund auszusteigen und unsere Krankenhäuser in optimierter Eigenverantwortung weiter zu betreiben. Fazit zum Thema Geburtshilfe: Bleibt wie vorgesehen in Calw. Die Arbeiten werden wie geplant fortgesetzt. Fehlinvestitionen in Nagold können verhindert werden.


Jochen Brackenhammer Gechingen

15.12.2023

Lesermeinung

Ich hätte es nicht geschafft


Zu Geburtshilfe in Calw

Die Geburtenstation spielt eine entscheidende Rolle in unserer Gemeinschaft und bietet nicht nur lebenswichtige Gesundheitsdienste für Mütter und Neugeborene, sondern stärkt auch das soziale Gefüge unserer Region. Die Aussicht auf eine Schließung bereitet mir und vielen anderen Mitbürgern große Sorge.

Die Expertise des qualifizierten Personals, die gezielte Ausrichtung auf die Bedürfnisse von Schwangeren und die bereitstehenden Ressourcen tragen erheblich dazu bei, eine sichere und unterstützende Umgebung während der Geburt zu schaffen. Die Schließung würde nicht nur die Zugänglichkeit zu diesen entscheidenden Gesundheitsdiensten einschränken, sondern auch die Bindung zwischen werdenden Müttern und ihren Betreuern beeinträchtigen. Die Schließung der Geburtenstation führt zu längeren Anfahrtswegen für Schwangere, was im Falle von Komplikationen erhebliche Risiken für die Gesundheit von Mutter und Kind mit sich bringt. Schnelle und effektive Notfallversorgung während der Geburt ist von entscheidender Bedeutung, und die Geburtenstation spielt eine Schlüsselrolle bei der Gewährleistung dieser lebensrettenden Maßnahmen.


Ich appelliere daher an alle Entscheidungsträger, die Auswirkungen einer Geburtenstationsschließung sorgfältig zu prüfen und alternative Lösungen zu erwägen. Die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer werdenden Mütter und Familien sollten stets höchste Priorität haben.

Ich selbst habe zwei wunderschöne Geburten im Klinikum Calw erlebt und meine dritte steht im Frühjahr 2024 bevor. Beide Geburten verliefen sehr schnell und ich hätte es in beiden Fällen nicht nach Nagold oder Böblingen geschafft. Ohne die Calwer Geburtenstation werden Haus- und Straßengeburten steigen. Ich bitte alle Entscheider menschlich und nicht rein wirtschaftlich zu handeln. Wer trägt die Verantwortung für Geburten, bei denen der Geburtshelfer zu spät erreicht wurde und Folgeschäden traurige Wahrheit bedeuten?


Corinna Godzisz Calw-Heumaden

09.12.2023

Lesermeinung

Verantwortung wird auf Kassen abgeschoben


Zu Kardiologie soll bleiben – unter Vorbehalt, 22.November

Am 18.12.23 wird über die Zukunft der Krankenhäuser des Landkreises im Kreistag in Calw entschieden. Diese Veranstaltung ist öffentlich. Mögen sich viele ein Bild darüber machen. Aus der Presse erfahren wir, dass wir bezüglich der Kardiologie künftig am Tropf der Krankenkassen hängen. So einfach wird die Verantwortung vom Kreistag auf die Krankenkassen übertragen. Nach dem Motto, seine Hände in Unschuld waschen wie Pontius Pilatus. Ich erwarte, dass der Kreistag sich für das Wohl aller seiner Bürger einsetzt und die Bedenken vieler Bürger dementsprechend ernst nimmt. Der Kreis Böblingen zählt zu den wirtschaftlichen Filetstücken von ganz Europa. Wir leben im Speckmantel dieses Filetstücks. Bekommen aber, wenn es dumm läuft, unsere Kinder buchstäblich im Wald. Diese Tatsache bedarf keines weiteren Wortes! Sämtliche Fakten, die für eine Beibehaltung der Geburtshilfe einschließlich der Säuglingsnotversorgung in Calw sprechen, werden ignoriert, ja von einigen sogar bagatellisiert. Glasklar, dass es zu dramatischen Tragödien auf der Straße kommen wird. Diesen Menschen werden die Entscheider in die Augen schauen müssen. Zu dramatisch von mir formuliert? Nein, nur ganz pragmatisch auf die Konsequenzen hingewiesen! Jeder Schwerverletzte und Hilfsbedürftige (z.B. Schwangere in den Wehen) hat doch das Recht auf die gleiche Überlebenschance, oder? Die Verlustsituation ist laut Landrat Riegger wohl unter anderem durch „krasses Missmanagement“ entstanden. Das Gutachten ignoriert speziell diesen Faktor. Möge der KVSW bitte unbedingt zu allererst diese Missstände im Wasserkopf aufarbeiten und beseitigen, bevor per Gutachten an der Front schwerwiegende Entscheidungen getroffen werden. Die Tragweite und neue Schwachstellen dieser Maßnahmen bleiben, meiner Meinung nach, unberücksichtigt und werden uns allen noch auf die Füße fallen. Billiger wird es garantiert nicht. Sieben Jahre gibt sich der KVSW, um ein Defizit abzubauen! So hält sich der KVSW einen Notausgang/ Hintertürchen offen, um Calw dann wahrscheinlich ganz zu schließen. Viele Bürger gehen schon lange nicht mehr mit. Liebe Kreisräte, bitte denkt auch daran. Ist das Gutachten tatsächlich alternativlos?


Rosi Schaber, Calw

06.12.2023

Lesermeinung

Wo ist das schwarze Loch?

Herr Biermayer hat völlig zurecht die Frage gestellt: Wo sind die Millionen hin? Die ihm gegebenen Antworten sind unbefriedigend und kaschierend.

Deswegen zu den Fakten: Im offenzulegenden, vom Aufsichtsrat genehmigten und von den Wirtschaftsprüfern testierten Jahresabschluss 2022 weist der Klinikverbund einen Überschuss von 33 T€ aus.

Am 23.6.2023 hat der neue Geschäftsführer Schmidtke einen Nachtragsbericht gemacht, wonach das Konzernergebnis für das Jahr 2022 minus 53 Mio. € betragen würde. Im Nachtragsbericht wird dieser eklatante Ergebnisabweichung nicht begründet und für 2023 sei von einem Konzernverlust von 66 Mio. € auszugehen.

Dies lässt nur folgende Schlüsse zu: Der Jahresabschluss 2022 war falsch oder mit Panikmache versucht Herr Schmidtke, seine Ziele durchzusetzen. Vielleicht sind beide Schlüsse zutreffend. Offenkundig ist, der Klinikverbund wurde im Verhältnis zu anderen Verbünden seit seiner Gründung wirtschaftlich schlecht geführt und gehört zu den Schlusslichtern der Krankenhauslandschaft. Diese Fehler hat die Holding und nicht die Krankenhäuser zu verantworten!

Aber auch der Aufsichtsrat muss sich fragen lassen, ob er der gesetzlichen Kontrollpflicht nachgekommen ist. Entgegen der geäußerten Meinung der Landräte kennt das Gesetz keinen ehrenamtlichen Aufsichtsrat. Die jahrelangen Abweichung der Soll- und Ist-Ergebnisse waren genug Anlass die Kontrollpflicht zu vertiefen und die Abweichungen zu hinterfragen. Im Übrigen hätte ein verantwortungsvoller Aufsichtsrat die Abweichung im Nachtragsbericht zum Anlass für eine Sonderprüfung genommen und dann die notwendigen haftungs- und strafrechtlichen Schritte eingeleitet.


Es wäre fatal, wenn der Kreisrat des Landkreises Calw vor diesem Hintergrund der gewollten Fusion zustimmen würde. Herr Braun kommt in seinem Leserbrief zum zutreffenden Ergebnis, dass man diesen Klinikverbund verlassen müsste. Ohne eine Austrittsklausel, eine klare Regelung der Verlusttragung durch den Landkreis und ein Vetorecht in Bezug auf Veränderungen des Medizinkonzepts der Krankenhäuser Nagold und Calw kann dem Begehren von Böblingen nicht zugestimmt werden, ansonsten wird der Landkreis verkauft.


Prof. Bernd Neufang, Ostelheim

01.12.2023

Lesermeinung

Wie auf dem Rangierbahnhof

Zu Kardiologie soll bleiben – unter Vorbehalt, 22. November

Mit seiner Entscheidung über die Zukunft der Kliniken des Klinikverbundes SW hat der Aufsichtsrat das Calwer Krankenhaus als „sinkendes Schiff“ stigmatisiert: Ein Krankenhaus mit dem Verlust der Geburtshilfe und den Abteilungen Kardiologie und Neurologie auf Zeit. Abteilungen werden wie auf einem Rangierbahnhof verschoben. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sollen innerhalb des Verbundes wie Schachfiguren hin und her gezogen werden. Es ist unvorstellbar, wie kaltherzig hier Gutachter und Geschäftsführer mit dem Schicksal der inzwischen hochgradig verunsicherten Mitarbeiter spielen. Und beide Landräte und der Aufsichtsrat spielen mit. Was sollen die Mitarbeiter machen, die oft ihren Wohnsitz in der Region haben, die Kinder in der Schule und in einem Freundeskreis vernetzt sind? Sollen sie sich gleich nach einem anderen Arbeitsplatz umsehen oder sollen sie warten, bis das „Schiff“ auf Grund gelaufen ist? Falls der Kreistag die Vorlage des Aufsichtsrats beschließt, sind für den Kreis Calw unübersehbare Schäden zu erwarten:

1.) Die Gesundheitsversorgung des zentralen Kreisgebiets wird sich erheblich verschlechtern, die Notfallversorgung für Herzinfarkt und Schlaganfall eines Tages wegbrechen.

2.) Mit dem Wegfall dieser Hauptabteilungen hat sich der Campus mit all seinen hochfliegenden Ideen erledigt. 3.) Die Region Calw erleidet einen schweren wirtschaftlichen Schlag. Immerhin ist das hiesige Krankenhaus mit circa 500 Mitarbeitern der zweitgrößte Arbeitgeber der Stadt.

4.) Die Hesse-Bahn läuft ins Leere. Sie war das Symbol für eine prosperierende Stadt mit einer geschätzten Zuzugsquote von circa 6000 Menschen. Wer aber will in eine Stadt ziehen, in der ein bislang hervorragend geführtes und funktionierendes Krankenhaus zu einer Portalklinik degradiert wird?

5.) Die ohnehin vorhandene Spaltung des Kreises in die Pole Calw und Nagold wird sich vertiefen, wenn führende Kreispolitiker der Region Nagold sich weiterhin weigern, die Sorgen der Calwer Bevölkerung um den Bestand ihres Krankenhauses ernst zu nehmen.


Dr. Ewald Prokein, Ottenbron

29.11.2023

Lesermeinung

Defizit muss als Warnung dienen

Der den Kreisräten aufgezwungene Zeitdruck, um eine schnelle Lösung für eine derzeit nicht übersehbare Aufgabe durchzuboxen, blendet alle überzeugenden Gegenargumente aus. Etliche sind zu lesen im Schwarzwälder Bote vom 25. November im Artikel „Ringen um die Krankenhausreform“. Demnach gibt es zahllose unbekannte Entwicklungen, wie die Befürchtung der Länder, dass im ländlichen Raum nur eine Mindest-Grundversorgung angeboten wird, weil der Bund ihre Krankenhausplanung übernehmen will. Die Zuordnung von Leistungsgruppen durch die Länder ist ebenso unvorhersehbar wie die Finanzierung, da Fallpauschalen durch Vorhaltepauschalen ersetzt werden. Bis zur Einigung von Bund und Ländern bei der umstrittenen Krankenhausreform, voraussichtlich 2024, ist bezüglich Leistungsgruppen, Raumplanung und Fusion statt maximaler Hektik ein besonnener Aufschub zwingend zu empfehlen.

Die dramatische Entwicklung der Gutachter Lohfert & Lohfert mit Geschäftsführer Schmidtke bei der Regiomed-Planung vor dem Einsatz beim KVSW, wo statt geplanten 3 Millionen Euro Gewinn in 2023 bisher 20 Millionen Euro Defizit erzielt wurden, muss als Warnung dienen. Wer zu früh startet, wird nicht nur im Sport bestraft.


Dr. Hans Strasser, Calw-Altburg

29.11.2023

Lesermeinung

Klinikverbund boykottieren

Eine Krankenhaus-Kooperation sollte auf Augenhöhe stattfinden und für beide Parteien Vorteile bringen. Offensichtlich profitiert aber nur der Landkreis Böblingen. Aus den gleichen Gründen ist bereits die Sparkassenfusion Calw-Böblingen gescheitert.

Dieser Klinikverbund muss beendet werden, da eine Zentralisierung gefährlich ist (siehe Arzneimittelproduktion) und es künftig weder eine Neurologie noch einen Linksherzkatheter in Calw geben soll. Und dies ausgerechnet bei einem Schwerpunkt Altersmedizin.

Die Calwer werden mit diesem verschwendeten 200 Millionen-Neubau doppelt hinters Licht geführt. Oder würden umgekehrt die Böblinger akzeptieren, dass sie bei einem Herzinfarkt, Schlaganfall oder einer Geburt nach Stuttgart oder in die Verbundklinik nach Calw fahren müssen? (Einheimische und Reha-Gäste im Schwarzwald hätten mehr als 30 Kilometer Anfahrt zur Notfallbehandlung.)

Überdies: Wer will schon auf dem Böblinger Flugfeld arbeiten? Dass es Menschen gibt, die ihr Potenzial eher in einer naturnahen Umgebung entfalten, scheint auf der Führungsebene noch nicht angekommen zu sein. Und so geht wieder hochkarätiges Medizinpersonal verloren. Das Personalproblem in diesem Klinikverbund ist gewollt und selbst gemacht! Ist nicht auch genau dies der Grund, warum es immer weniger Landärzte gibt? Auch Fachkliniken werden nur in Großstädten genehmigt, was dort zu einer verhältnismäßig hohen Hausarztdichte führt. Somit geht die gesellschaftliche Spaltung in Stadt- und Landbevölkerung weiter und die Verantwortlichen schauen zu und treiben immer mehr Menschen in die Hände der Rechtspopulisten. Eine mehr als bedenkliche Entwicklung.

Sollten wir Calwer wegen Böblingen auf eine kardiologische Notfallbehandlung und eine Stroke Unit verzichten müssen, werden wir beide jedenfalls den Klinikverbund Südwest boykottieren, zumal man bei einem Notfall von Calw ohnehin am schnellsten in Pforzheim ist.


Katja Pfrommer Calw-Heumaden

29.11.2023

Lesermeinung

Ohne Störfeuer von Böblingen

zu Klinik Debatte

Man schaut in die Zeitung und reibt sich verwundert die Augen: der Linksherzkatheter soll in Calw belassen werden, solange die Krankenkassen die Kosten für die Behandlung übernehmen. Allerdings soll die Innere Abteilung mit Schwerpunkt Kardiologie in Calw in eine Abteilung mit Schwerpunkt allgemeine Innere Medizin umgewandelt werden. Von einer Inneren Abteilung mit Schwerpunkt Kardiologie ist nicht mehr die Rede. Aber wie soll das gehen, ein Linksherzkatheter ohne Kardiologische Abteilung?


Ähnlich unklar ist die Situation der Neurologie in Calw. Sie soll aufgrund der baulichen Situation in Nagold in den kommenden Jahren vorerst in Calw bleiben – bis in Nagold die baulichen Voraussetzungen geschaffen sind, um dort die Neurologie unterzubringen. Doch wann wird das sein? In drei Jahren, in fünf Jahren oder vielleicht nie, weil dafür die erforderlichen Gelder und der Platz fehlen?


Offensichtlich sind die beiden Landräte, die übrigen politischen Entscheidungsträger und die Aufsichtsräte derart zerstritten, dass jede Seite das in das Medizinkonzept hineindiktiert, was ihr besonders wichtig erscheint – ohne Rücksicht darauf, ob das auch nur im geringsten miteinander vereinbar ist. Leidtragende sind einmal mehr die Pflegekräfte und Ärzte der betroffenen Abteilungen, deren Zukunft ungewiss bleibt und nicht zuletzt die Bevölkerung im Großraum Calw, die weiterhin um ihre qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung bangen muss. Vor diesem Hintergrund scheint die vom Klinikverbund häufig vorgetragene Sorge um eine drohende Personalnot zur hohlen Floskel zu verkommen.


Wäre es da nicht besser, der Kreis Calw würde den Klinikverbund verlassen und ohne das ständige Störfeuer aus Böblingen ein eigenes durchdachtes und widerspruchsfreies Gesundheitskonzept für seine Bürger entwickeln, bei dem die beiden Klinikstandorte Calw und Nagold wie früher ein gleiches Gewicht behalten?


Dr. Friedrich Hezel, Berlin

13.11.2023

Lesermeinung

Aussagen stimmen nicht

Zu „Eher Vernebelung als Klarstellung", 9. November 

In unserer Pressemitteilung haben Frau Heeskens und ich nicht für die Abschaffung des Linksherzkatheters im Krankenhaus Calw plädiert. Die Frage, ob dieser weiterbetrieben werden kann, wird erst entschieden, wenn klar ist, welche Regelungen die Gesundheitsreform vorsieht und ob die Krankenkassen danach noch zwei Herzkatheter im Landkreis Calw finanzieren werden. Wir haben lediglich klargestellt, dass akute Herzinfarkte aus dem Enztal auch heute schon vom Rettungsdienst in der Mehrzahl nach Pforzheim gefahren werden und dass deshalb die Aussage, die Patienten aus dem Enztal wären unversorgt ohne den Linksherzkatheter-Messplatz in Calw, so nicht zutrifft. Die zweite Aussage, Calw könnte für junge Assistenten in der Inneren Medizin nicht mehr attraktiv sein wegen Wegfall der Weiterbildungsberechtigung, stimmt so auch nicht; ganz wegfallen würde sie sowieso nicht, sie würde sich lediglich verkürzen. Wir haben formal ein Krankenhaus an zwei Standorten im Landkreis Calw und die Assistenten können deshalb ihre Ausbildung auch an beiden Standorten machen, ihre Weiterbildung im Landkreis Calw ist also gesichert. Gerade für junge Ärzte, die in der Allgemeinmedizin tätig werden wollen, sind kleinere Krankenhäuser sehr attraktiv. Darüber hinaus ist für Assistenzärzte, die sich spezialisieren wollen, eine Rotation im Klinikverbund ebenfalls eine gute Chance.


Ursula Utters, Altensteig

13.11.2023

Lesermeinung

Calwer Sorgen ernst nehmen

Zur Klinikdebatte

Die Argumente gegen das Klinikkonzept 2030 zusammengefasst: Notfallversorgung bei Herzinfarkt, Schlaganfall und Geburtshilfe verschlechtert. Lange Transportzeiten bei ungünstiger Lage des Krankenhauses Nagold, Rettungsdienste lange Zeit gebunden. ZfP Hirsau braucht komplette Innere Medizin und Neurologie in Calw. Der geriatrische Schwerpunkt wird die Wirtschaftlichkeit der Calwer Klinik nicht verbessern. Keine Attraktivität des Standorts Calw für Krankenhausmitarbeiter, niederlassungswillige Ärzte, junge Familien und Wirtschaft. Finanzielle Verschwendung für Neubau des Campus, der seinen Sinn mit der abgespeckten Klinik verliert. Hohe Zusatzkosten für weitere Investitionen in Nagold. Falsche Voraussetzungen bei Berechnung und Prognosen des Lohfert Gutachtens, geografische Besonderheiten des Landkreises bleiben unberücksichtigt. Beunruhigende Äußerung des Geschäftsführers: Wirtschaftlichkeit vor Patientenversorgung. Drohende Fusion der Kliniken Calw und Böblingen mit nur 24,9 Prozent der Stimmrechte und kein Vetorecht. Mitfinanzierung des Flugfeldklinikums vom Landkreis Calw durch die Hintertür. Vorschnelle Entscheidung des Kreistages ohne die Kenntnis der bundesweiten Klinikreform. Lob des Bundesgesundheitsministers für den Calwer Campus als Modell für die Zukunft. Offenbar andere Einsparkosten im Klinikbereich sind denkbar und zu prüfen. Absehbare Abwärtsspirale und bedrohte Existenz der Calwer Klinik.


All diese Einwände scheinen bei den Verantwortlichen kein Gehör zu finden. Kommentare aus dem Nagolder Raum „alles übertrieben, alles nicht so schlimm“ sind nicht hilfreich. Stattdessen soll das Klinikkonzept dem Kreistag als alternativlos zur Entscheidung vorgelegt werden. Auch ein mehrheitlich nach Nagold orientierter Kreistag sollte die Calwer Sorgen ernst nehmen.


Stephan Heß, Calw

10.11.2023

Lesermeinung

Es gibt offenbar andere Einsparmöglichkeiten

Zu Kosteneinsparung in Kreiskrankenhäusern 

Bei der Kreistagssitzung vom 21. Oktober trug einer der Abgeordneten eine Kostenrechnung vor: Der von den Kliniken Calw und Nagold im Jahr 2022 erwirtschaftete Fehlbetrag lag, wie der Geschäftsführer des Klinikverbunds Südwest mitteilte, bei 15 Millionen Euro. Das bedeute aufs ganze Jahr bezogen, so der Abgeordnete, einen Betrag von circa 100 Euro für jeden Einwohner des Kreises Calw, der zusätzlich zu den laufenden Steuern aufgebracht werden müsse. Der Abgeordnete wies auf die Möglichkeit hin, die Einwohner des Kreises Calw zu fragen, ob sie mit dieser zusätzlichen Belastung einverstanden seien.


Geschäftsführer und Kreistagsabgeordnete, die überwiegend den Nagolder Lokalinteressen nahestehen, sehen die einzigen Einsparmöglichkeiten dieser Summe in der Auflösung der Abteilungen für Intensivmedizin, Herzkatheter, Geburtshilfe und Schlaganfallversorgung im Calwer Krankenhaus. Das würde zur Folge haben, dass nicht wenige akut lebensgefährlich erkrankte Menschen aus der Region Calw, also dem bevölkerungsmäßig größeren Anteil des Landkreises, auch in akut lebensbedrohlichen Situationen mit einer verlängerten Fahrzeit ins nächstgelegene Akutkrankenhaus rechnen müssen, und für mehr als 25 000 Menschen würde sogar der für Rettungsdienste bundesweit festgelegte Grenzwert von 30 Minuten überschritten.


Nicht angesprochen wurden im Kreistag bedeutende näher liegende Einsparmöglichkeiten, bei denen es um wesentlich höhere Einsparpotenziale geht: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden für jeden Bürger der Bundesrepublik Deutschland – also auch für jeden Bürger des Kreises Calw – 2021 5699 Euro (!) an Gesundheitskosten aufgewandt. Hochgerechnet auf den ganzen Kreis Calw sind das mehr als 900 Millionen Euro in einem Jahr. Und weiter: Internationale wissenschaftliche Studien kommen zu dem Ergebnis, dass in allen westlichen Industrienationen etwa ein Drittel (!) der in den Gesundheitssystemen erbrachten Leistungen medizinisch nicht notwendig seien („Überversorgung“). Wenn diese Zahlen nur teilweise stimmen, dann liegt der Schluss nahe, dass es auch in den Krankenhäusern des Kreises Calw andere Einsparmöglichkeiten geben muss, die nicht dazu führen, dass Menschen in einem weiten Bereich des Kreises in lebensbedrohlichen Situationen „auf der Strecke bleiben müssen“.


Rolf Johnen, Calw

08.11.2023

Lesermeinung

Unsinniges Konzept 2030 muss verhindert werden 

Zur Klinikdebatte

Manche Kreisräte und ehemalige Kreisräte müssen sich vorkommen wie die Mahner in der Wüste – haben sie doch bereits vor Jahren und bei überschaubaren Defiziten von fünf Millionen Euro Konzepte und den Klinikverbund in Frage gestellt. Es ist unglaublich, welche Summen nun im Raum stehen. Muss man hier von Misswirtschaft und Defiziten in der Geschäftsführung sprechen? Unglaublich, dass dann noch als „Allheilmittel“ am Medizinkonzept 2030 festgehalten werden soll. „Der Patient steht zwar im Mittelpunkt, doch Wirtschaftlichkeit geht vor Versorgung“, so der Geschäftsführer. Das scheint mir aber insgesamt das Problem unserer Gesundheitsversorgung heute und auch in Zukunft zu sein: die Ausrichtung auf rein betriebswirtschaftliche Belange zum Nachteil der Patientenversorgung.

Es ist nicht nachvollziehbar, dass trotz des riesigen Defizites weitere Millionen in den meines Erachtens unnötigen Umbau des Neubaus in Calw und des umgebauten Hauses in Nagold investiert werden sollen nur weil das x. Gutachten Konzept 2030 dies so vorschlägt.

Gegen die Widerstände aus Nagold wurde vor Jahren die Geburtenstation in Calw zentralisiert und so auch im Neubau geplant. Wichtige Einrichtungen für Schlaganfall- oder Herzinfarktpatienten wurden an beiden Standorten aufgebaut. Nun das Ganze wieder ins Gegenteil zu verkehren oder zu zentralisieren ist der helle Wahnsinn. Der Klinikverbund insgesamt hat bisher meines Erachtens nur Nachteile und immense Kosten verursacht. Ich möchte die Worte von Landrat Riegger gerne aufgreifen: „Nun haben wir den Salat“ – aber in Bezug auf die Versorgung der Bürger in unserem Landkreis und darüber hinaus. Ich kann nur hoffen, dass der Verstand der sicher noch vorhanden ist, dafür genutzt wird, um das unsinnige Konzept 2030 wieder zu begraben.


Herbert Müller, Nagold

08.11.2023

Lesermeinung

Ein krasser Gegensatz zu medizinischer Ethik 

Zur Klinikdebatte

Lieber Herr Schmidtke, am Mittwoch, 25. Oktober, widmete der Schwarzwälder Bote einen gut halbseitigen Artikel unter der Überschrift „Finanzbelastung treibt Kommunen in die Ecke“ den Finanzproblemen von Klinikverbund und Kommunen.

Bei allem Verständnis für einen sorgsamen Umgang mit den Finanzmitteln von Bürgern muss ich jedoch darauf hinweisen, dass Sie, Herr Schmidtke, Prioritäten durcheinander bringen: Zitat „...Als Geschäftsführer sehe er [Herr Schmidtke] auch den Patienten im Mittelpunkt. Angesichts der hohen Verluste habe allerdings die Wirtschaftlichkeit im Zweifel Vorrang.“ Diese Aussage steht mit Verlaub in krassem Gegensatz zu medizinischer Ethik. Ein langes Berufsleben lang bin ich als Arzt davon ausgegangen, dass stets die optimale Versorgung der anvertrauten Patienten Vorrang vor allen sonstigen Gesichtspunkten hat und immer im Vordergrund steht. Dass finanzielle Überlegungen natürlich ihren Stellenwert haben, ist selbstverständlich, doch die Rangordnung muss klar bleiben: Die Kardinalaufgabe von Ärzten mit allem medizinischen Personal ist und bleibt die Sicherstellung einer optimalen Versorgung entsprechend den medizinischen Standards und den gesetzlichen Vorgaben, und in diesen Sicherstellungsauftrag ist zweifellos auch die Geschäftsführung einer Klinik beziehungsweise eines Klinikverbunds einbezogen. Ich rate zu einem nochmaligen Nachdenken über Prioritäten.


Dr. Klaus Pichler, Calw

08.11.2023

Lesermeinung

Über das Überleben der Bürger entscheiden

Zur Klinikdebatte

Böblingen baute mit seinem Landrat ein überdimensioniertes Krankenhaus. Das für mehr als 700 Betten sowohl die Patienten, als auch das Fachpersonal aus Calw braucht.

Dafür engagierten die beiden Landräte von Böblingen und Calw als Aufsichtsräte des Klinikverbunds einen neuen Manager mit Verkaufsberater und stellten ihren Plan am 6. Oktober den Calwer Bürgern vor: I

In Calw keine zeitnah lebensnotwendigen Behandlungen mehr von Schlaganfällen, Herzinfarkten, kein Kreißsaal und auch keine Neurologie. Alles nach Nagold verlagert. Wer will noch in Richtung Calw? Calwer Krankenschwestern „danken“ ihrem Landrat täglich für die S-Bahn Richtung Böblingen, weil sie sich im Ballungsgebiet dort keine Wohnung leisten können. Aussonderung von Calwer Menschen, aufgewiegelt und gebrandmarkt von angeblichen Schreckensnachrichten der gesamten engagierten Ärzteschaft? Unter Hochdruck will der Calwer Landrat diesen Plan per Kreistagsbeschluss durchsetzen – vor den Ergebnissen der staatlichen Krankenhausreform im Frühjahr 2024!

Hat er die Kreisräte aus dem Einzugsbereich von Nagold etwa beeinflusst? In jedem Falle sind die Kreisräte im Umfeld Nagolds bei einer Abstimmung befangen. Ebenfalls sollten alle die Kreisräte (wie zum Beispiel von Herrenalb) nicht abstimmen, die weder die Klinik in Calw, noch Nagold nutzen können. Und die Calwer werden alle für Calw stimmen – Weshalb dann eigentlich abstimmen? Fragen Sie den Calwer Landrat.

Fazit: Andy Scheuer verschleuderte lediglich eine halbe Milliarde Steuergeld durch voreiliges Handeln ohne ersichtlichen Grund. Mit welcher Selbstherrlichkeit maßt es sich der Calwer Landrat im Gegensatz dazu an, neben Geldverschleuderung in ähnlicher Größenordnung über Gesundheit und das Überleben Calwer Menschen zu entscheiden?

Satire stellt Missstände überspitzt dar. Wenn die Missstände die Satire überbieten, erlahmt Kritik: Verfault unsere demokratische Gesellschaftsordnung von innen her?


Henning Külz, Calw

08.11.2023

Lesermeinung

Breite Allianz gegen das Medizinkonzept formiert

Zur Klinikdebatte

Gegen das aus dem Lohfert-Gutachten entwickelte Medizinkonzept 2030 hat sich inzwischen eine breite Allianz demokratischer Stimmen formiert: Die „Bürgerinitiative Gesundheitsversorgung Kreis Calw“ bei einer viel beachteten Informationsveranstaltung in der Stammheimer Halle (zusammen mit dem Landratsamt und dem KVSW). Viele Bürger aus dem Landkreis mit zahlreichen Leserbriefen und einem Votum von bisher etwa 7000 Unterschriften gegen das Konzept 2030. Der Gemeinderat der Stadt Calw mit OB Florian Kling an der Spitze und einer Resolution gegen das Konzept 2030. Zirka 70 Ärzte mit einer halbseitigen Anzeige im Schwarzwälder Boten. Eine große Gruppe von Hebammen mit einem Offenen Brandbrief und einem Informationsstand in der Lederstraße. Der Gewerbeverein der Stadt Calw mit einer ganzseitigen Anzeige in der Zeitung. Niedergelassene Frauenärzte aus Calw mit einem Offenem Brief an die Kreistagsabgeordneten und die Verwaltungsspitze. Und nicht zuletzt das Zentrum für Psychiatrie (ZfP) in Hirsau mit einer klaren Ansage an die Verantwortlichen, dass mit dem Konzept 2030 das Krankenhaus Calw in eine Abwärtsspirale getrieben und dass damit das Campuskonzept gefährdet wird.

Wie ist es zu erklären, dass all diese Stimmen viele unserer Kreistagsabgeordneten nicht erreichen und ihre stichhaltigen Argumente wie von einer Betonmauer abzuprallen scheinen? Es ist hinreichend bekannt, dass die Meinungsbildner und Wortführer der großen Parteien des Kreistags im Süden des Kreises sitzen und dass der Böblinger Landrat über den Aufsichtsrat großen Einfluss auf den Kreis Calw nimmt. Von diesen Politikern darf sich der Calwer Landrat nicht länger düpieren lassen. Er sollte in dieser Situation eine klare Haltung zeigen und bei seinen früheren Versprechungen bleiben. Er hat die breite Zustimmung der Bevölkerung.

Wenn er jetzt nicht zu dem 2018 beschlossenen Medizinkonzept 2021 steht, steht die Region Calw und der nordwestliche Kreis eines Tages ohne funktionstüchtiges Krankenhaus und ohne Campus da und der Calwer Landrat wird zum großen Verlierer.


Dr. Ewald Prokein, Calw

08.11.2023

Lesermeinung

Entscheidung beruht auf blinden Flecken

Zu Artikel „Gegenteil zu dem, was medizinisch sinnvoll ist“, 26. Oktober

Es ist richtig, dass klinische Studien in der Vergangenheit zu dem Ergebnis kamen, „dass in kleinen Abteilungen dreimal so viele Säuglinge versterben als in Kliniken mit mehr als 1500 Geburten“. Diese Studienergebnisse sind bei der Planung von geburtshilflichen Abteilungen zu berücksichtigen. Doch muss im Auge behalten werden, dass die Zahlen die gesundheitlichen Risiken und Todesfälle von „Geburten auf der Straße“ nicht erfassen, die zwangsläufig bei verlängerten Fahrzeiten zur nächsten geburtshilflichen Abteilung zu erwarten sind, und die ebenfalls nicht selten sind.

Wenn der Calwer Kreistag in dieser Situation dem Drängen aus Böblingen nachgibt und beschließt, „durch Zusammenlegung der geburtshilflichen Standorte der Kliniken Calw und Herrenberg […] in Nagold eine größere geburtshilfliche Klinik mit höherer Qualität und Sicherheit für die Schwangeren“ zu errichten, dann beruht dieser Entschluss auf bedeutenden „blinden Flecken“ bei den Verantwortlichen: Sie blenden aus, dass – aufgrund der Bevölkerungsdichte – mehr Menschen in den Genuss der Vorteile einer größeren Abteilung für Geburtshilfe kommen werden, wenn diese nicht in Nagold, sondern am Calwer Krankenhaus eingerichtet wird. Dabei zählt aus meiner Sicht auch, dass die baulichen Voraussetzungen für eine große geburtshilfliche Abteilung im neu errichteten Calwer Krankenhaus bereits vorhanden sind, während sie in Nagold in eine ohnehin zu kleine Bausubstanz eingezwängt werden müsste, und zwar für zusätzliche Millionenbeträge.

Der Geschäftsführer des Klinikverbund Südwest hat am 25. Oktober im Schwarzwälder Boten geäußert, „angesichts der hohen Verlusten habe allerdings die Wirtschaftlichkeit im Zweifel Vorrang“. Zweifellos sprechen nicht nur medizinisch-ethische, sondern insbesondere auch wirtschaftliche Gründe dafür, die geplante große geburtshilfliche Abteilung in Calw einzurichten.


Dr. Rolf Johnen, Calw

08.11.2023

Lesermeinung

Sind Schmidtke und Lohfert Heilsbringer?


Offenbar gibt es eine unheilige Allianz zwischen dem neuen Geschäftsführer des Klinikverbunds Südwest, Alexander Schmidtke, und der Beratungsfirma Lohfert, denn in jeder seiner beruflichen Stationen als Geschäftsführer eines Klinikverbunds erhielt Lohfert den Auftrag für ein Strukturgutachten. Die Kosten eines Gutachtens zur Strukturierung von Krankenhäusern sind ein wirklich lukratives Geschäft, bewegen sie sich doch teilweise im siebenstelligen Bereich.

So war es bereits bei seiner ersten beruflichen Station beim Klinikum Augsburg, wo Herr Schmidtke von 2010 bis 2019 Geschäftsführer war. Von 2019 bis November 2022 war Herr Schmidtke dann bei Regiomed mit Sitz in Sonneberg und der Zentralverwaltung in Coburg. Wieder war Lohfert tätig; die Empfehlungen ähneln denen beim Klinikverbund Südwest, nämlich Zentralisierung und Schließung der unwirtschaftlichen Geburtshilfe. Die Umsetzung des Gutachtens war umstritten und es erfolgten Kompromisse.

Kurz vor seinem Abschied verkündete Herr Schmidtke für 2022 ein nahezu ausgeglichenes Ergebnis und für 2023 einen zu erwartenden Überschuss von 3 Mio. €. Die Realität sieht jedoch anders aus, tatsächlich wird dort zwischenzeitlich ein Verlust von ca. 20 Mio. € für 2023 erwartet.

Dies hat die Gesellschafter veranlasst, Schritte zur Einleitung zur Auflösung des Klinikverbunds einzuleiten und diese wieder unter die ursprüngliche kommunale Verwaltung zu stellen. Eine Blaupause für den Klinikverbund Südwest?


Eine seiner ersten Tätigkeiten für den Klinikverbund Südwest war es, den Landräten bereits nach zwei Wochen im Amt klarzumachen, es gibt entgegen den Erwartungen erhebliche Verluste. Ca. 15 Mio. € sollen auf die Kreiskliniken Calw Nagold entfallen, die vom Landkreis Calw zu tragen sind. Die Folge war, es wird ein Strukturgutachten benötigt. Zum Zuge kam wieder Lohfert.

Bei der Bürgerinformationsveranstaltung in Stammheim am 06.10.2023 erfuhr die Öffentlichkeit erstmals, dass die Verluste teilweise auf Managementfehlern beruhen und deswegen Haftungsansprüche gegen den ehemaligen Geschäftsführer geprüft würden.

Wurden die bisherigen Ergebniserwartungen durch Bilanzierungshilfen (damit reduziert sich der Aufwand) geschönt, und werden diese nun gegen Aufwand aufgelöst, erhöhen sich zwangsläufig die Verluste. Im Übrigen hat der Aufsichtsrat den Jahresabschlüssen und Ergebnisvorschauen stets zugestimmt und dem ehemaligen Geschäftsführer bei seinem Ausscheiden die Entlastung erteilt.


Zu berücksichtigen gilt es, dass in den Verlusten die Kosten für die Notarztstationen im Landkreis enthalten sind; z.B. die von Bad Herrenalb. Diese Kosten haben mit dem operativen Ergebnis der Krankenhäuser Calw und Nagold genau so wenig zu tun wie Managementfehleistungen im Klinikverbund. Die Monstranz der Verluste trägt Lohfert vor sich her ohne weiter in die Tiefe zugehen. So wurden z.B. die zukünftigen Auswirkungen des Gesundheitscampus in der gebauten und geplanten Nutzung, die Notwendigkeit des Standorts Calw für das Zentrum für Psychiatrie in Calw-Hirsau und die Auswirkungen der Hermann-Hesse-Bahn nicht berücksichtigt.

Die Mängel des Gutachtens wurden bei der Bürgerinformationsveranstaltung aufgezeigt. Neben den Verlusten wird die Personalsituation für die notwendigen Veränderungsprozesse herangezogen. Dabei wird verkannt, dass gerade der neue Gesundheitscampus ein Beitrag zur Personalbindung und -gewinnung sein kann. Der Aufsichtsrat ist gefordert, die derzeitige Situation aufzuarbeiten, will er seiner Verantwortung gerecht werden. Dabei hat er zu berücksichtigen, dass die strukturellen und finanziellen Auswirkungen der geplanten Krankenhausreform noch im Unklaren sind, wie der Minister Lauterbach bei seinem Besuch in Calw selbst ausführte. Dort hat er im Übrigen die Idee des Gesundheitscampus gelobt.


Prof. Bernd Neufang

25.10.2023

Lesermeinung

Toxisches Bündnis, autokratische Bevormundung

Zur Klinikdebatte

Es ist allgemein bekannt, dass die Gutachter Lohfert & Lohfert aus Hamburg Krankenhausschließungen positiv bewerten. Dänemark hat die Schließung von kleinen Krankenhäusern wieder beendet, weil erkannt wurde, dass die wohnortnahe medizinische Versorgung ebenso wichtig ist, wie vereinzelte Kliniken der Maximalversorgung.

Trotz den als unhaltbar bezeichneten Verlusten baut der Klinikverbund Südwest (KVSW) auf dem Flugfeld Böblingen ein Maximalkrankenhaus für 750 Millionen Euro als Nachfolger für die hochdefizitären Schwerpunktkrankenhäuser Sindelfingen und Böblingen.

In direkter Nachbarschaft zur Flugfeldklinik befindet sich als Doppelstruktur das Katharinenhospital, dessen Bilanz 2022 ein Defizit von 55 Mio Euro ausweist. Beide Kliniken sind eine Doppelstruktur im urbanen Bereich, durch mehrspurige Verkehrswege sowie ÖPNV bestens erreichbar.

Der Landkreis Böblingen steht einen Schritt vor dem Abgrund. Calw ist da einen Schritt weiter: Der Gesundheitscampus Calw soll mit dem Medizinkonzept 2030 von Lohfert & Lohfert torpediert werden.


Die Kreisräte müssen als gewählte Garanten für die Bevölkerung bei ihrer Entscheidung für ein Medizinkonzept bedenken, dass sie dabei über Leben und Tod bestimmen. Patienten im Bäderkreis Calw mit seinen Bergen und Tälern, schmalen Waldstraßen und Serpentinen müssen bei Herzinfarkt, Schlaganfall oder Presswehen, auch bevor der Schneepflug gefahren ist, rechtzeitig die lebensrettende Hilfe erreichen. Die zu langen Transportwege haben die Hamburger Gutachter wohl nicht bedacht bei der Schließung unverzichtbarer Fachabteilungen.

Dass dem Landkreis Calw im Klinikverbund keine Sperrminorität zugestanden werden soll, er sozusagen als zahlender Gast ohne Mitbestimmungsrecht am Halsband mit geführt werden kann, ist Merkmal einer autokratischen Bevormundung in einem toxischen Bündnis.

Nach den Gutachten zum Medizinkonzept 2021 war der Kreistag zufrieden, die Bevölkerung nicht – sie war begeistert! Die Gebäude sind nahezu fertiggestellt. Warum jetzt ein neues Gutachten für ein Medizinkonzept 2030?

 

Dr. Hans Strasser, Calw-Altburg 

14.10.2023

Lesermeinung

Ein klarer Rückschritt

Zur Medizinkonzeption 2030


Ein Aspekt wurde für mein Dafürhalten zu wenig beleuchtet. Nämlich der Kranken- und Patiententransport auf der Straße. Wie sieht es aus, wenn also die Schlaganfälle, die kardiologischen Notfälle sowie die Gebärenden aus der Calwer Region schnell ins Klinikum Nagold gebracht werden müssen?

Nach einer langen, kurvenreichen Strecke erreicht man, in diesem Fall der Rettungswagen, Nagold. Das Krankenhaus liegt jetzt am ungünstigsten Standort, nämlich am anderen Ende der Stadt. Der Rettungswagen muss sich also durch das Stadtgebiet „arbeiten“. Wenn das dann im Berufsverkehr passieren muss und Rückstaus in den Tunneln das Vorbeikommen erschweren, wird die Fahrt zum Kampf.

Gerade bei Herzinfarkt-Patienten versucht man, den Einsatz des Martinshornes so gut es geht zu vermeiden, um dadurch nicht zusätzlichen Stress zu erzeugen. Das wird aber nicht klappen: In den Straßen und Tunneln von Nagold wird ohrenbetäubendes Tatütata zum Alltag und die Fahrt für den Patienten zum Alptraum.

Auf der viel befahrenen Strecke Calw-Nagold wir es auch in Zukunft immer wieder Straßenbaustellen geben. Mitunter kommt es zu Vollsperrungen, die dann zu Umleitungen mit erheblichen Verzögerungen führen. Autofahrer, die während der Sommerferien über den Kreisverkehr von Station Teinach fahren wollten, können ein Lied davon singen. Wenn ich mir vorstelle, wie eine Gebärende und ihr Mann mit dem Auto in oben genanntes Szenario geraten, dann wird die Fahrt zur Odyssee, wenn nicht zum Alptraum.

Ich vermute, dass im Rettungsdienst durch das neue Konzept zusätzliche Sanitäter, Ärzte und Fahrzeuge bereitstehen müssen. Schließlich verbringen hochqualifizierte Rettungskräfte nun viel mehr (wertvolle) Zeit auf der Strecke und fallen sozusagen in dieser Zeit aus. Für Krankentransport und Rettungswesen in Calw ist diese Umstrukturierung also ein klarer Rückschritt. Eine genauere Betrachtung aus der Sicht des Rettungsdienstes wäre meines Erachtens hilfreich gewesen.

Und da kann Herr Riegger sein „gutes 24-7 Krankenhaus“ noch so loben. Was nützt es den Calwer Patienten, wenn in ihrem Fall eben die Häuser Nagold oder Böblingen zuständig sind?


Wolf-Stefan Reiser, Bad Teinach-Zavelstein 

14.10.2023

Lesermeinung

Verdächtige Eile

Zur Medizinkonzeption 2030


Bei der Diskussion zur Medizinkonzeption 2030 habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich Kreispolitik, Klinikverbund und Gutachter nur noch mit sich selbst beschäftigen wollen und Gegenargumente unerwünscht sind, weil sie vielleicht das eigene Konzept durcheinander bringen könnten. „Distanzdemokratie“ nennt das der renommierte Parteien-und Wahlforscher Karl-Rudolf Korte.

Das zeigt auch die verdächtige Eile, mit der das neue Medizinkonzept jetzt durchgesetzt werden soll. Sich Zeit zu nehmen, um die Argumente der Diskussionsteilnehmer der Infoveranstaltung in Stammheim, die vom Gut achter vehement schlecht geredet wurden, zu bewerten und in die anstehenden Entscheidungen mit einfließen zu lassen, das würde nicht nur die Entscheidung der Kreisräte erleichtern, sondern auch das Ergebnis entscheidend verbessern.

Das Gefühl, dass die Politik nur noch ihre eigenen Vorgaben im Blick hat und auf andere Argumente überhaupt nicht mehr hört, führt nicht nur zu Frust bei Bürgerinnen und Bürgern, sondern auch zu Fehlern und zu falschen Ergebnissen. Und wenn auch die neue Konzeption durch übereiltes Handeln scheitern würde, dann wird es nicht mehr genügen, wenn sich die beteiligten Landräte für ihre Fehleinschätzungen einfach nur entschuldigen und davon ausgehen, dass sie wegen des allen Politikern zustehenden Haftungsprivilegs für den Schaden nicht persönlich haften.

Niemand weiß beispielsweise bisher, welche Millionenbeträge die durch die Konzeption 2030 vor allem in Nagold notwendigen Neu- und Umbaumaßnahmen noch verschlingen werden. Auch das jetzt öffentlich gemachte krasse Missmanagement des früheren Geschäftsführers des Klinikverbunds hat das Defizit des Klinikverbunds erheblich in die Höhe getrieben und wird jetzt in einen Topf geworfen mit dem eigentlichen

Defizit des Klinikbetriebs.

Weshalb wird das nicht voneinander getrennt? Und weshalb wurde dieser Geschäftsführer nicht sofort für den von ihm verursachten Schaden belangt? Das ist Pflicht und Aufgabe der beiden Landräte und der Aufsichtsratsmitglieder. Tun sie es nicht, haften sie für den eingetretenen Schaden persönlich, weil es dafür kein Haftungsprivileg gibt. Demokratie verlangt es, sich mit der Fülle all er jetzt bekannten Argumente

gründlich auseinander zu setzen. Argumente werden da durch nicht falsch, dass sie laut stark oder emotional  vorgetragen werden, auch wenn Landrat Riegger Versammlungen, in denen diese geäußert werden, als “nicht schön“ empfindet. Demokratie fordert uns alle und ist nicht immer gemütlich. Aber genau das ist ihr Preis und ihre Stärke.


Gottfried Müller, Calw-Heumaden

28.09.2023

Lesermeinung

Wohl nur ein Lippenbekenntnis 

Zur Medizinkonzeption 2030



Wohl kaum einer der zahlreichen Besucher der Bürgerversammlung zum Medizinkonzept 2030 am 6. Oktober in der Gemeindehalle in Stammheim kann die geplante Schließung der Kardiologie und der Gynäkologie in Calw verstehen – außer natürlich die Landräte Roland Bernhard und Helmut Riegger so wie deren Gutachter.

Die Aussage von Landrat Riegger, „die Sicherung der medizinischen Versorgung bleibt das oberste Ziel“, ist wohl nur ein Lippenbekenntnis.

Wenn dies stimmt, war um will man dann diese beiden wesentlichen Abteilungen aus Calw verschwinden lassen? Die meisten Menschen versterben an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung und fast alle bekommen Kinder.

In der Veranstaltung wurde von kompetenten Fachärzten denn auch ausführlich und verständlich erläutert,

welche dramatischen Folgen der Wegf all dieser Abteilungen aus Calw hätte.

Sieht so die Sicherung der medizinischen Versorgung aus? Herr Riegger hat mehrfach und gebetsmühlenartig versucht, die Anwesenden mit der Aussage „24 Stunden, sieben Tage an 365 Tagen im Jahr“ zu beschwi-chtigen. Was ihm aber wohl nicht gelungen ist. Der Erhalt der Kardiologie und der Gynäkologie in Calw ist mit Kosten verbunden, der Wegfall dieser Abteilungen wird aber wohl Menschenleben kosten. Da stellt sich doch die Frage, was ist wichtiger: Geld oder Menschenleben? Und darum frage ich so wohl die Landräte als auch die Kreisräte: Können Sie die Schließung der Kardiologie und der Gynäkologie mit reinem Gewissen verant worten?


Dieter Neumann, Calw- Stamm

28.09.2023

Lesermeinung

Jede Minute zählt –in Calw nicht?

Zur Krankenhausdebatte


Die Auswirkung des Medizinkonzepts 2030 des Klinikverbunds Südwest (KVSW) auf den Gesundheitscampus ist fatal. Dabei hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach der Idee eine Vorbildfunktion bescheinigt. Die von der Krankenhausreform vorgesehene bessere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung sieht er durch das Medizinkonzept 2021 im Campus verwirklicht.

Das Medizinkonzept 2030 zerstört die Konzeption des Gesundheitscampus und des Medizinkonzepts 2021 jedoch: Die geplanten Bereiche (Arztpraxen, Psychiatrie, Geriatrie, Dialyse, Kinder- und Jugendarzt) sind auf die Diagnostik und gegebenenfalls stationäre Behandlung ihrer Patienten im Krankenhaus des Campus’ zwingend angewiesen. Durch die dort geplante Schließung der Abteilungen Kardiologie, Geburtshilfe und Neurologie wird die Campus-Idee ohne Beachtung des Bedarfs aufgelöst. Warum wurde dann dieser Campus für über 100 Millionen Euro des Steuerzahlers überhaupt gebaut? Für die Bevölkerung von Calw heißt das, die medizinische Versorgung wird dramatisch schlechter. Die Parkplätze am Campus bleiben leer, Patienten müssen entfernte Krankenhäuser langwierig aufsuchen.

„Jede Sekunde zählt“ bei Schlaganfall, Herzinfarkt: In Calw nicht? Das Gutachten Lohfert & Lohfert liefert für die kostspieligen Umschichtungen eine unhaltbare Begründung: Die Gesetze zur Krankenhausreform und Krankenhausfinanzierung sowie ihre Umsetzung sind noch vollkommen unbekannt. Somit sind auch Auswirkungen auf die Bilanz des KVSW und die Kreisumlage unklar. Übrigens sind zur Sicherung zwingend erforderlicher medizinischer Versorgung Doppelstrukturen oft unvermeidlich – wie bei den 29 Kilometer voneinander entfernten Kliniken Calw und Nagold. Dies zeigt auch die neu entstehende Doppelstruktur zwischen dem Klinik-Rohbau im Flugfeld in Böblingen und dem Katharinenhospital Stuttgart. Die Entfernung zwischen diesen Kliniken der Maximalversorgung beträgt nur 21 Kilometer. Allerdings weist die Bilanz des Katharinenhospitals 2019 ein Defizit von 11,1 Millionen Euro aus, das 2022 auf 55,3 Millionen Euro weiter anstieg. Kreisumlagen werden durch Kliniken der Maximalversorgung nicht automatisch abgeschafft.


Dr. Hans Strasser, Calw-Altburg

28.09.2023

Lesermeinung

Es wird nur herumgedoktert

Zur Krankenhausdebatte



Die Misere um unsere Krankenhäuser haben ein gewaltiges Rauschen im Blätterwald ausgelöst. Beim Lesen wird in erster Linie klar, dass vieles unklar ist. Seit der Fusion 2007 steigen die Verluste beim Betrieb unserer Häuser ständig an.

Zumindest für die beiden Häuser im Kreis Calw gilt, dass sie bis 2007 ohne jegliche Verluste ausgekommen sind. Mit ein Grund ist, dass die zuständigen Landräte Herr Bernhard (Böblingen) und Herr Riegger (Calw) offensichtlich nicht miteinander zurechtkommen, was eine Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Bewirtschaften der Häuser im Klinikum wäre. Ständig wird an den Symptomen herumgedoktert, Geschäftsführer ausgewechselt und neue Gutachten gestellt. Immer erfolglos, wie die Ergebnisse zeigen.

Trifft ein privates Unternehmen eine Fehlentscheidung, wie die Fusion 2007, wird dies entweder umgehend korrigiert oder die Firma macht schlicht Pleite. Die Verantwortlichen müssen endlich den Mut aufbringen, die Konsequenzen zu tragen und aus der Fusion aussteigen. Der Kreis Calw sollte wieder die Verantwortung übernehmen und eine Geschäftsführung installieren, die wieder so erfolgreich arbeitet, wie die Geschäftsführung vor 2007. Das aktuell gültige medizinische Konzept, was hoffentlich auf die laufenden Baumaßnahmen abgestimmt ist, muss umgesetzt werden.

Die Weiterschreibung des medizinischen Konzepts kann unabhängig davon vorangetrieben werden. Wichtig dabei ist, dass unsere Krankenhaus-Ärzte eine führende Rolle spielen. Und auch die Hausärzte mit eingebunden werden. Erneuerungen, die Investitionskosten auslösen, dürften allerdings erst mit dem Beginn der nächsten Sanierung in 15 bis 20 Jahren umgesetzt werden.


Karl Braun, Haiterbach

28.09.2023

Lesermeinung

Zur Klinik-Debatte

Mit Unverständnis und Fassungslosigkeit reagieren derzeit die Bürger einschließlich der Ärztinnen und Ärzte des Landkreises Calw auf das neue Gutachten, welches zum Ziel hat, das neue, fast fertiggestellte, von Steuergeldern finanzierte Krankenhaus in Calw auf die Grundversorgungsstufe herabzusetzen.

Zuletzt hat uns doch allen die Corona-Pandemie gezeigt, wie im wahrsten Sinn des Wortes überlebenswichtig gut funktionierende Krankenhäuser auch im eher ländlichen Raum sind, zumal in der Zukunft mit dem Ausbruch weiterer Pandemien zu rechnen ist.

Und hier hat sich unsere Klinik in der bisherigen Form bestens bewährt. Gleiches ist zu erwarten, wenn das neue Krankenhaus auf der Basis des über Jahre geplanten „Medizinkonzeptes 2021“ nächstes Jahr seinen Betrieb aufnehmen wird. Die durch das Gutachten geforderte „Planänderung“ bedeutet aber, dass Menschen mit Herzinfarkten und Schlaganfällen, aber auch schweren Infektionen im Calwer Krankenhaus nicht mehr wie bisher optimal behandelt werden können. Geplant ist stattdessen eine Spezialisierung auf Krankheiten des alten Menschen (Geriatrie). Woran aber leiden die meisten älteren Menschen? Eben an Krankheiten wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen! Es scheint mir deshalb äußerst wichtig, die Umsetzung des neuen Gutachtens unter allen Umständen zu vermeiden. Aus medizinischen Gründen, aber auch um die Verschwendung von Steuergeldern zu vermeiden.


Dr. Thomas Allmendinger, Neubulach-Liebelsberg

27.09.2023

Lesermeinung

Jede Minute zählt – in Calw nicht?

Die Auswirkung des Medizinkonzepts 2030 des Klinikverbunds Südwest (KVSW) auf den Gesundheitscampus ist fatal. Dabei hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach der Idee eine Vorbildfunktion bescheinigt. Die von der Krankenhausreform vorgesehene bessere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung sieht er durch das Medizinkonzept 2021 im Campus verwirklicht. Das Medizinkonzept 2030 zerstört die Konzeption des Gesundheitscampus und des Medizinkonzepts 2021 jedoch: Die geplanten Bereiche (Arztpraxen, Psychiatrie, Geriatrie, Dialyse, Kinder- und Jugendarzt) sind auf die Diagnostik und gegebenenfalls stationäre Behandlung ihrer Patienten im Krankenhaus des Campus’ zwingend angewiesen. Durch die dort geplante Schließung der Abteilungen Kardiologie, Geburtshilfe und Neurologie wird die Campus-Idee ohne Beachtung des Bedarfs aufgelöst. Warum wurde dann dieser Campus für über 100 Millionen Euro des Steuerzahlers überhaupt gebaut? Für die Bevölkerung von Calw heißt das, die medizinische Versorgung wird dramatisch schlechter. Die Parkplätze am Campus bleiben leer, Patienten müssen entfernte Krankenhäuser langwierig aufsuchen. „Jede Sekunde zählt“ bei Schlaganfall, Herzinfarkt: In Calw nicht? Das Gutachten Lohfert & Lohfert liefert für die kostspieligen Umschichtungen eine unhaltbare Begründung: Die Gesetze zur Krankenhausreform und Krankenhausfinanzierung sowie ihre Umsetzung sind noch vollkommen unbekannt. Somit sind auch Auswirkungen auf die Bilanz des KVSW und die Kreisumlage unklar. Übrigens sind zur Sicherung zwingend erforderlicher medizinischer Versorgung Doppelstrukturen oft unvermeidlich – wie bei den 29 Kilometer voneinander entfernten Kliniken Calw und Nagold. Dies zeigt auch die neu entstehende Doppelstruktur zwischen dem Klinik-Rohbau im Flugfeld in Böblingen und dem Katharinenhospital Stuttgart. Die Entfernung zwischen diesen Kliniken der Maximalversorgung beträgt nur 21 Kilometer. Allerdings weist die Bilanz des Katharinenhospitals 2019 ein Defizit von 11,1 Millionen Euro aus, das 2022 auf 55,3 Millionen Euro weiter anstieg. Kreisumlagen werden durch Kliniken der Maximalversorgung nicht automatisch abgeschafft. 


Dr. Hans Strasser, Calw-Altburg

27.09.2023

Lesermeinung

Es wird nur herumgedoktert - zur Krankenhausdebatte

Die Misere um unsere Krankenhäuser haben ein gewaltiges Rauschen im Blätterwald ausgelöst. Beim Lesen wird in erster Linie klar, dass vieles unklar ist. Seit der Fusion 2007 steigen die Verluste beim Betrieb unserer Häuser ständig an. Zumindest für die beiden Häuser im Kreis Calw gilt, die sie bis 2007 ohne jegliche Verluste ausgekommen sind.

Mit ein Grund ist, dass die zuständigen Landräte Herr Bernhard (Böblingen) und Herr Riegger (Calw) offensichtlich nicht miteinander zurechtkommen, was eine Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Bewirtschaften der Häuser im Klinikum wäre. Ständig wird an den Symptomen herumgedoktert, Geschäftsführer ausgewechselt und neue Gutachten gestellt. Immer erfolglos, wie die Ergebnisse zeigen.

Trifft ein privates Unternehmen eine Fehlentscheidung, wie die Fusion 2007, wird dies entweder umgehend korrigiert oder die Firma macht schlicht Pleite. Die Verantwortlichen müssen endlich den Mut aufbringen, die Konsequenzen zu tragen und aus der Fusion aussteigen. Der Kreis Calw sollte wieder die Verantwortung übernehmen und eine Geschäftsführung installieren, die wieder so erfolgreich arbeitet, wie die Geschäftsführung vor 2007.

Das aktuell gültige medizinische Konzept, was hoffentlich auf die laufenden Baumaßnahmen abgestimmt ist, muss umgesetzt werden. Die Weiterschreibung des medizinischen Konzepts kann unabhängig davon vorangetrieben werden. Wichtig dabei ist, dass unsere Krankenhaus-Ärzte eine führende Rolle spielen. Und auch die Hausärzte mit eingebunden werden. Erneuerungen, die Investitionskosten auslösen, dürften allerdings erst mit dem Beginn der nächsten Sanierung in 15 bis 20 Jahren umgesetzt werden.


Karl Braun, Haiterbach

15.09.2023

Vereinbarungen muss man halten

Zu Krankenhaus-Debatte

Wieder einmal bewegt die Diskussion um die Kranken-Versorgung insbesondere im stationären Bereich die Gemüter, angestoßen durch ein neues (weiß Gott wievieltes) Gutachten.

Während das recht aufwendig und wertig gestaltete neue Krankenhausgebäude samt Gesundheitscampus just seiner Fertigstellung entgegengeht, plädieren die Gutachter und mit ihnen der Klinikverbund Südwest für die Aufgabe wesentlicher, für eine adäquate Versorgung unverzichtbarer stationärer Leistungen. Es entsteht die reizvolle Perspektive einer Art Altersheim mit angeschlossener operativer Orthopädie. Wobei es nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis auch Letztere verlegt wird. So hätte das nach aufreibenden Debatten der Jahre 2017/18 beschlossene Medizinkonzept, in dessen Umsetzung gerade gewaltige Summen fließen, noch nicht mal die Fertigstellung erlebt.

Die Calwer Ärzte hatten sich damals mit großer Mehrheit für eine leistungsfähige zentrale Klinik irgendwo zwischen Calw und Nagold eingesetzt, wohl wissend um die vielen Probleme, mit denen kleine Häuser zu kämpfen haben. Die Warnungen vor den zahlreichen Schwierigkeiten wurden ignoriert, dass kleine Häuser nicht kostenneutral geführt werden können, nahm man in Kauf.

Das beschlossene und oft mit euphorischem Beifall aufgenommene Konzept hätte sowohl für Patienten wie für Personal durchaus positive Aspekte – so die Zusagen eingehalten werden. Aber die Schwächen des Konstrukts springen ins Auge, und wenn es tatsächlich zu einer Umsetzung der neuen Gutachter-Empfehlungen kommen sollte, so würde auch der Grundidee des „Gesundheitscampus“ das Rückgrat gebrochen: Das lokale Miteinander von ambulanten und stationäre Bedingungen erfordernden ärztlichen Leistungen – zum Beispiel in Kardiologie, Gyn./Geburtshilfe, Neurologie, Anästhesie und Notfallmedizin – wäre aufgegeben. Womit der gemeinsamen lokalen Präsenz an einer verkehrstechnisch eher weniger günstigen Position die relevante sachliche Grundlage entzogen würde. Darf man eigentlich von unseren Entscheidungsträgern nicht auch ein bisschen von der Haltung erwarten, die mir einst meine Großeltern beigebracht haben: Vereinbarungen muss man halten!


Dr. Klaus Pichler, Bad Teinach-Zavelstein

12.09.2023

Nicht auf Kosten der Babys!

Zur geplanten Verlegung der Geburtshilfe

Die Geburtshilfe gehört nach Calw! Die Fürsorgepflicht verlangt von Politik und Verwaltung, ihre Bürgerinnen und Bürger – insbesondere die Kleinsten und Wehrlosesten – vor vermeidbaren Risiken und Leid zu schützen. Deshalb ist es trotz eventueller und keinesfalls gesicherter wirtschaftlicher Vorteile nicht vertretbar, die einzige Geburtsklinik des Landkreises Calw an den südlichsten Randzipfel des Kreises nach Nagold zu verlagern.

Sollte die Entscheidung trotzdem so getroffen werden, dann werden die Entscheidungsträger vermeidbares Leid zu verantworten haben: Eine Analyse vor fast 20 Jahren ergab, dass ohne eine Geburtshilfe in Calw jährlich bis zu 20 Gebärende rechtzeitig keinen Kreißsaal erreichen könnten, aktuelle Analysen der Geburtsverläufe von 2022 und 2023 ergeben noch höhere Zahlen. Bitter wäre dann, dass diese „Landstraßengeburten“, die mit erheblichen Gefahren für Mutter und Kind verbunden sind, weitgehend hätten vermieden werden können.

Es sei Nagold eine leistungsfähige Klinik gegönnt, aber nicht auf Kosten und Risiko der werdenden Mütter und Väter und deren ungeborener Kinder in großen Teilen des Landkreises. Synergieeffekte für planbare Operationen durch die Verfügbarkeit einer Urologie und Bauchchirurgie im gleichen Haus sind wünschenswert, aber zunächst muss die geburtshilfliche Versorgung sichergestellt sein.

Außerdem: Auch bisher schon wird in Calw das gesamte Spektrum anspruchsvoller gynäkologischer Krebs-, Senkungs- und Inkontinenz-Operationen erfolgreich und auf höchstem Niveau durchgeführt und das ohne Urologie am Ort und mit nur einem Bauchchirurgen im Haus.


Dr. Günter Oettling, Calw 

12.09.2023

Mehr Todesfälle können drohen

Zu Antrag geplant: Neurologie-Umzug stoppen, 6. September

Für eine effektive Behandlung von Patienten mit einem akuten Herzinfarkt oder einem akuten Schlaganfall ist ein schnelles ärztliches Eingreifen oft lebensrettend. Bei diesen häufigen Notfällen zählt jede Minute.

Daher hat der Klinikverbund Südwest wegen den weiten Entfernungen zwischen den Kliniken Sindelfingen, Calw und Nagold neben den bestehenden Herzkatheterlaboren in Sindelfingen und Calw im Oktober 2010 zum Wohle der Bevölkerung in Nagold ein weiteres Herzkatheterlabor errichtet.

Diese Akutversorgung von Herzinfarktpatienten an den drei Standorten Sindelfingen, Calw und Nagold hat sich in den letzten 13 Jahren bewährt. Warum sie mit der vom Gutachter empfohlenen Schließung des Herzkatheterlabors in Calw jetzt aufgegeben werden soll, bleibt ein Rätsel. Aber nicht nur das Herzkatheterlabor soll geschlossen werden, sondern gleich die gesamte Kardiologie. An ihre Stelle soll lediglich eine allgemeine Innere Abteilung treten ohne jede Schwerpunktversorgung und auch die Stroke Unit (Schlaganfalleeinheit) soll geschlossen werden.

Damit wäre in Calw keine Schlaganfallversorgung mehr möglich und viele qualifizierte Ärzte würden abwandern, ohne dass man die Chance hätte, für solch ein Konzept neue Ärzte zu gewinnen. Dabei muss man sich vor Augen halten, dass die Schließung des Herzkatheterlabors und der Stroke Unit in Calw zu Todesfällen in der Bevölkerung der Region um Calw und im westlichen Nordschwarzwald führen kann und mit einiger Wahrscheinlichkeit auch führen wird. Die häufigsten und gravierendsten medizinischen Notfälle könnten am neuen Gesundheitscampus trotz Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe nicht mehr versorgt werden.

Welcher Geschäftsführer, Aufsichtsrat und Kommunalpolitiker kann dies guten Gewissens verantworten?


Dr. Friedrich Hezel, Berlin

12.09.2023

Ist der Campus schon krank ?

Zur Krankenhaus-Debatte 

Nun also liegt ein neues (gewünschtes ?) – und sicher nicht ganz billiges – externes Gutachten vor, das den groß angekündigten Gesundheitscampus auf Provinzgröße eindampfen will. Das wievielte Gutachten ist es eigentlich? Wer hat Interesse an diesem Gutachten – nach dem Motto: „Wess’ Brot ich ess …..?" Angeblich reduziert sich dann das Defizit?

Brauchte es unter diesen Umständen überhaupt einen mehr als 100 Millionen Euro teuren Neubau? Wird er fertiggestellt und dann für einen symbolischen Euro an einen privaten Klinik- oder Pflegeheimkonzern veräußert? Die Schulden hat natürlich auf Jahrzehnte der Landkreis (also wir!) abzubezahlen. Wie viel qualifizierte Ärztinnen und motivierte Pflegende werden wohl Schlange stehen, um in diesem zu kleinen Krankenhaus arbeiten zu dürfen? Die Kardiologie, Gynäkologie und Geburtshilfe sowie die Neurologie sollen nach Nagold verlegt werden. Was bleibt dann noch in Calw? Muss das Krankenhaus dann in einigen Jahren wegen Unrentabilität geschlossen werden? Wer könnte daran Interesse haben?


Dr. Johannes Behrends, Calw-Stammheim 

12.09.2023

Nur ein millionenteures Altersheim?

Zu Antrag geplant: Neurologie-Umzug stoppen, 6. September 

Aus Sicht eines langjährig am Klinikum Nordschwarzwald tätigen Arztes ist dem von Herrn Kollegen Plappert geplanten Antrag auf Stopp des Umzugs der Neurologie von Calw nach Nagold uneingeschränkt zuzustimmen. Auch teile ich seine Sorge, dass eine in ihren Leistungsangeboten immer weiter eingeschränkte Innere Medizin (Verlust Kardiologie, Gastroenterologie und anderes) zu einer Abwärtsspirale führen würde, da sich für eine „Schmalspur-Abteilung“ kein qualifiziertes ärztliches und pflegerisches Personal mehr gewinnen beziehungsweise halten ließe und das Calwer Krankenhaus auch als Weiterbildungsstätte unattraktiv würde beziehungsweise keine Weiterbildungsbefugnis mehr erhielte.


Die Psychiatrie benötigt für die ganzheitliche Diagnostik und Therapie des kranken Menschen unbedingt eine breitaufgestellte somatische Medizin in räumlicher Nähe, weshalb einen Klinikpsychiater die neuerliche Diskussion um eine fachliche Verkleinerung des nächstgelegenen somatischen Krankenhauses besorgt stimmen muss. Die für Calw in der Medizinkonzeption 2030 des KVSW in Aussicht gestellte Schwerpunktbildung Geriatrie (Altersmedizin) erscheint angesichts der demografischen Entwicklung tatsächlich zukunftsträchtig – jedoch benötigt man hier für zwingend eine vollwertige Innere Medizin samt Notfall-/Intensivmedizin sowie eben auch die in Calw schon vorhandene Neurologie. Ansonsten hätte man am Ende – wenn es schlecht läuft – im Stammheimer Feld lediglich ein millionenteures Altersheim gebaut.

Für Calw als Standort für ein Altersmedizinisches Zentrum spricht im Übrigen auch die unkomplizierte Kooperationsmöglichkeit mit der nahe gelegenen alterspsychiatrischen Klinik des Klinikums Nordschwarzwald, von der beide Seiten – und damit die Patientenversorgung – nur profitieren könnten.


Johannes Ullrich, Calw-Hirsau

06.09.2023

Fehlentscheidungen gehören umgehend korrrigiert

Zu Einziger Weg, um Geburtshilfe zu erhalten?, 1. September 

Das ist ja alles wunderbar. Unsere Landräte in Calw und Böblingen, sowie die seit 2010 amtierenden Geschäftsführer machen immer alles richtig. So jedenfalls kann man es regelmäßig im Schwarzwälder Boten nachlesen. Die Realität ist eine andere.


Bis 2007, als der Kreis Calw seine beiden Häuser in Eigenverantwortung geführt hat, sind keine Verluste angefallen. Nach der Fusion mit Böblingen sind die ersten Defizite entstanden, die bis heute ständig angewachsen sind. Daran haben auch die Wechsel von Geschäftsführern (fünf an der Zahl) nichts geändert. Im Gegenteil. Mit jedem Geschäftsführer wurde ein neues Gutachten erstellt, das Medizinkonzept umgekrempelt mit der Zusage, nach der Umsetzung gäbe es keine Verluste mehr. In Wirklichkeit sind Defizite seither angewachsen und liegen laut Prognose inzwischen für die beiden Häuser Calw Nagold aktuell bei zwölf Millionen pro Jahr. Ob darin die jeweiligen Abfindungen für den ausgeschiedenen Geschäftsführer enthalten sind, weiß niemand. Sicher ist aber, dass durch den Geschäftsführerwechsel 2016 Bauzeiten und Kosten für die Umbauten beziehungsweise Neubau Calw extrem angewachsen sind, von geplanten 80 Millionen Euro auf über 200 Millionen plus Bauverzögerung von mindestens fünf Jahren.


Alles Schönreden hilft nichts, letztlich zahlen leider nicht die Verantwortlichen die Zeche, sondern die Kommunen über die Kreisumlage – letztlich der Steuerzahler. Die Verantwortlichen sollten endlich so handeln, wie es in der Wirtschaft üblich ist, nämlich Fehlentscheidungen umgehend zu korrigieren, um eine Pleite zu verhindern.


Karl Braun, Haiterbach

14.08.2023

Warum Strukturen zerstören?

Betr.: "Künftig keine Geburtshilfe mehr in Calw" vom 7. Juli 2023

Gutachten über Gutachten: 2004 Oberender, 2013 Grefe, 2014 GÖK, 2018 Wallwiener, 2022 Sana und jetzt 2023 Lohfert & Lohfert.

Alle Gutachten hatten das Ziel, das Defizit der Krankenhäuser zu verringern. Mit welchem Erfolg? Dabei sollten ganze Abteilungen wie Schachfiguren zwischen den Krankenhäusern ohne Rücksicht auf gewachsene Strukturen hin- und hergeschoben werden: Ökonomie vor einer wohnortnahen Patientenversorgung.


Glücklicherweise wurden diese Versuche alle abgewehrt. Der Kreistag beschloss das Medizinkonzept 2021 mit dem Krankenhausneubau in Calw und der Sanierung des Nagolder Krankenhauses (KH). Calw sollte den Herzkatheter und die Geburtshilfe behalten und für die Notfallversorgung über 24 Stunden bestens ausgerüstet sein.


Das Lohfert-Gutachten will das KH Herrenberg schließen, das KH Leonberg zur Portalklinik herabstufen und das Calwer KH ausschlachten: Die Geburtshilfe soll an Nagold abgegeben werden, die Innere Medizin, Herzkatheter und die Endoskopie verlieren und so entscheidend geschwächt werden. Warum? Damit das überdimensionierte Flugfeldklinikum in Böblingen Patienten aus der Region Calw erhält und Nagold aus den gleichen Gründen zur Schwerpunktklinik aufsteigt.


Der neu erbaute Krankenhauskomplex in Calw soll dafür nach dem Willen der Gutachter zum Schwerpunkt für die Geriatrie (Altenmedizin) des Klinikverbunds ausgebaut werden. Lohfert verkennt dabei völlig, dass eine geriatrische Abteilung unbedingt eine gut funktionierende und breit aufgestellte Innere Medizin braucht, damit sie nicht in der Luft hängt und nicht über kurz oder lang zum Altenheim umfunktioniert werden muss. Ebenso ist eine Geriatrie ohne Neurologie nicht denkbar. Warum also die gewachsenen Strukturen des Calwer Krankenhauses zerstören?


Die Calwer Klinik bietet in der „Inneren“ eine hervorragende Kardiologie, eine gut aufgestellte Endoskopie und Diabetologie und eine weithin geschätzte onkologische Ambulanz. Zusammen mit den anderen Abteilungen des Hauses garantiert das Calwer Krankenhaus eine solide, wohnortnahe Patientenversorgung im nördlichen Landkreis und nicht zuletzt einen wichtigen und verlässlichen Ansprechpartner für die niedergelassenen Ärzte.


Dr. Ewald Prokein,

Althengstett-Ottenbronn

01.08.2023

Brief an Schwarzwälder Bote Nagold

Ein Denkmal am Flugfeld

Betr.: "Künftig keine Geburtshilfe mehr in Calw" vom 7. Juli 2023

Respekt! Da sichert sich der Vorsitzende des Klinikverbund Südwest die Mehrheit, macht ein paar Kliniken platt und baut sich ein Denkmal auf das Flugfeld in Böblingen, unterstützt von einer steuerfinanzierten Beratungsgesellschaft.

Sicherlich wird sich die hoch qualifizierte Ärzteschaft und die bestens ausgebildeten Krankenpflegefachkräfte um die Stellen in diesen abgespeckten Kliniken reißen. Aber spätestens wenn die Controller durchrechnen, welche Ressourcen gebunden werden, um Patienten zum Operieren ins Großklinikum und wieder zurück zu transportieren (ein Krankenwagen, zwei bis drei Besatzungsmitglieder), werden unsere Rentenprobleme auch bald erledigt sein.


Ute Girschik-Foitzik,

Gechingen

22.07.2023

Brief an Schwarzwälder Bote Nagold

Betr.: "Künftig keine Geburtshilfe mehr in Calw" vom 7. Juli 2023

Nach jahrelangen Diskussionen in Gremien und zahlreichen Gutachten wird in Kürze ein Krankenhaus in Calw geschlossen. Neue Pläne von Landesregierung und Calwer Landkreis sollten danach die zukünftige medizinische Versorgung der Bevölkerung im Landkreis verbessern. Nun sollen sie par ordre de mufti aus dem

Nachbar-Landkreis storniert werden. Unfassbar sollen dabei nicht Pläne, sondern der inzwischen fast fertig gestellte Neubau des Krankenhauses, die Zweckbestimmung des Gesundheitscampus im Stammheimer Feld, geopfert werden.

Uneingeschränkt wurde diesem auch beim Richtfest Vorbildfunktion bescheinigt: mit höchst effizientem, modernsten Raumangebot soll er die medizinische Versorgung im Landkreis Calw mit dem 2. Standort in Nagold gewährleisten, einschließlich der Sicherung der Nachfolge von Landpraxen.


Mit einem nun vorgestellten neuen Gutachten sollen wesentliche, bezugsfertige Abteilungen aus dem Gesundheitscampus in andere Kliniken verlagert werden. Dadurch werden große Teile der Bevölkerung des Landkreises Calw von permanent zeitnaher stationärer Versorgung bei Herzinfarkt und Schlaganfall ausgeschlossen.

Was nützt ein Krankenhaus der Maximalversorgung, wenn Kranke dies nicht rechtzeitig erreichen und die Überschrift der Notfallaufnahme "JEDE MINUTE ZÄHLT" nicht mehr lesen können? Wird so die oft von Vertretern der Kommune und der Regierung gehörte Parole von der "STÄRKUNG DES LÄNDLICHEN RAUMES" befolgt?

 

Dr. med. Hans Strasser

Calw - Altburg

20.07.2023

Brief an Schwarzwälder Bote Nagold

Landrat Bernhards Marionetten!

Betr.: "Künftig keine Geburtshilfe mehr in Calw" vom 7. Juli 2023

Der Neubau des Calwer Krankenhauses mit seinem Gesundheitscampus ist zurzeit nach dem verabschiedeten Medizinkonzept von 2021 gerade mal im Entstehen und soll im nächsten Jahr im September mit der Geburtshilfe, Kreissaal und alles was dazu gehört in Betrieb gehen.


Unser Krankenhaus ist noch nicht mal im Betrieb und kann seine Leistungsfähigkeit, nach dem vom Kreistag und unserem Landrat Riegger so gelobten Medizinkonzept 2021, unter Beweis stellen. Schon wird ein neues Gutachten zur Weiterentwicklung der Medizinstrategie 2030 vorgestellt (eine neue Sau durch den Ort getrieben), dass das ganze Medizinkonzept von 2021 über den Haufen wirft.

Sind unser Landrat Riegger (der auch im Kreis Böblingen wohnt) und seine Kreisräte nur noch die Marionetten vom Landkreis Böblingen und seinem Landrat Bernhard?

 

Im Aufsichtsrat des Klinikverbunds haben wir mit unseren 24,9 Prozent keine Aussicht irgend Etwas zu unseren Gunsten zu ändern. Das was Landrat Bernhard für sein überdimensioniertes Böblinger Flugfeldklinikum an Unsummen an Steuergeldern ausgibt, soll nun an den anderen Standorten eingespart werden.

Im heutigen Bericht (Mittwoch, 19 Juli) vom Schwabo heißt es , Aufgepasst:

Für einen Betrieb einer funktionierenden Gynäkologie brauche man langfristig eine ausreichende Versorgung mit Anästhesisten, einer Option eines 24 Stunden verfügbaren OPs usw., all das werde es in Nagold geben können. In Calw und Herrenberg eher nicht.

Ist diese Aussage jedem klar, was das für die Zukunft für unser Krankenhaus bedeutet? Bei jedem Bürger klingen die Alarmglocken, nur nicht bei unseren Kreisräten!!!


Wehret den Anfängen, unterstützt und schließt Euch der Bürgerinitiative Gesundheitsversorgung Kreis Calw an. Nur wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen und uns gegen die Böblinger übermacht zur Wehr setzen, können wir für unseren Kreis und seinen Bürgern nachhaltig etwas Positives in der Gesundheitsversorgung erreichen. 


Werner Greule

19.07.2023

Brief an Schwarzwälder Bote Nagold

Das dürfen wir nicht hinnehmen

Betr.: "Künftig keine Geburtshilfe mehr in Calw" vom 7. Juli 2023

Jahrelang haben sich Ärzteschaft und Bürgerschaft um das Calwer Krankenhaus Sorgen gemacht und um den Erhalt gekämpft. Es mussten Abstriche gemacht werden, aber schließlich wurde nach langen Verhandlungen ein Kompromiss gefunden, der auf unseren großen Flächenkreis genau zugeschnitten war.

Nun wird von höherer Stelle und aus sehr weiter Entfernung erneut über ein geschrumpftes Medizinkonzept für das neue Krankenhaus entschieden. Die Bedürfnisse der Bevölkerung werden dabei ignoriert. Wie kann man es wagen, eine Geburtshilfe nicht als Grundversorgung einer Großen Kreisstadt anzusehen? Kardiologie, Neurologie und Gastroenterologie, die bei der Neukonzeption noch als dringend notwendige Aufgabenbereiche erachtet wurden, sollen nun in Calw plötzlich unter den Tisch fallen. Menschen brauchen im Krankheitsfall dezentrale Strukturen und kurze Wege, sie brauchen für den Gesundungsprozess Zuwendung und Empathie von Ärzten und Pflegepersonal, das gibt den Menschen Sicherheit.



Dabei ist es doch selbstverständlich, dass nicht jede schwierige Operation vor Ort durchgeführt werden kann. Das Gesundheitswesen ist äußerst facettenreich und darf nicht unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet werden. Sonst bleibt bei dieser Krankenhausreform vieles auf der Strecke. Die Bürgerschaft wird im Protestfall schnell zum unliebsamen Ärgernis degradiert, und die renditegetriebenen Klinken verlieren den humanen Bezug zu ihrer Klientel. Das dürfen wir so nicht hinnehmen.


Irmhild Mannsfeld aus Calw

19.07.2023

Brief an Schwarzwälder Bote Nagold

Betr.: Nichts als eine Beruhigungspille“

Zu Garantie: Klinikstandorte bleiben erhalten, 19. Juli


Es gibt einen Spruch, der immer wieder die Runde macht: Wann lügen Politiker? Immer wenn Sie den Mund aufmachen! Das ist natürlich ein grobes Vorurteil und stimmt überhaupt nicht. Trotzdem ist er mir als erstes eingefallen, als ich im Schwabo beim Bericht über die Medizinkonzeption des Klinikverbundes Südwest die Schlagzeile gelesen habe: „Garantie: Klinikstandorte bleiben erhalten“. Ein Jahr vor der geplanten Eröffnung des Calwer Gesundheitscampus und kurz vor seiner baulichen Fertigstellung wird dieser zugunsten der beiden anderen Klinikstandorte Nagold und Böblingen regelrecht ausgeschlachtet.

Er wird künftig ohne Geburtshilfeabteilung und ohne kardiologische Versorgung sein und ist damit kein Notfallversorger mehr. Und ohne diese Mindestausstattung ist der Campus auch nicht überlebensfähig. Auch wenn der Standort Calw zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung nach wie vor dringend gebraucht wird.


Dass nach der geplanten Klinikreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach auch im Klinikverbund erneut umstrukturiert werden muss, steht außer Zweifel. Aber es ist wieder einmal die einfachste Lösung, die der Klinikverbund anstrebt: Calw wird noch einmal zur Ader gelassen, die Klinikstandorte Nagold und Böblingen werden erneut aufgewertet. Dies wird zwangsläufig dazu führen, dass Calw und der umliegende Bereich medizinisch nicht mehr ausreichend versorgt sind.


Nur wenn man sich diese Konsequenz deutlich vor Augen führt, kann dies zu einer Neukonzeption führen, die ausgewogen ist und allen drei Klinikstandorten nützt. Das Versprechen von Landrat Helmut Riegger an die Bevölkerung: „Wir machen nichts zu!“ bringt gar nichts, weil es auf tönernen Füssen steht. „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar‘“– schreibt Ingeborg Bachmann in ihrem Roman Malina. Und nur der realistische Blick auf die Wahrheit und auf Folgen der geplanten Klinikreform wird dazu führen, dass eine Neujustierung des Medizinkonzepts auch gelingt. Einseitige Versprechen des Calwer Landrats an die Calwer Bevölkerung helfen hier nicht weiter, weil sie völlig unverbindlich sind. Sie sind nichts als eine Beruhigungspille für die Bevölkerung.


Gottfried Müller, Calw

18.07.2023

Brief an Schwarzwälder Bote Nagold

Bürgerinitiative rüstet sich

Betr.: "Künftig keine Geburtshilfe mehr in Calw" vom 7. Juli 2023

Kaum zu fassen! Zum Richtfest des neuen Calwer Krankenhauses am 31. Juli 2022 berichtete der Schwarzwälder Bote im Text mit der Überschrift „Man spricht schon vom neuen Wahrzeichen“, dass dieser Neubau mit circa 160 Millionen Euro nicht nur die wahrscheinlich größte Investition in Calw der letzten 50 Jahre ist, sondern auch welch „extrem hohe Bedeutung“ der Landkreis der medizinischen Versorgung beimesse.


Das medizinische Konzept 2021, das von den Kreisräten am 23. April 2018 beschlossen und nach Fertigstellung des Calwer Campus – voraussichtlich Sommer 2024 – darin umgesetzt werden soll, umfasst den Fortbestand: der Geburtshilfe und Gynäkologie, der Unfallchirurgie/Orthopädie sowie der Inneren Medizin/Linksherzkatheder im 24-Stunden-Dienst am Standort Calw.


Unser neues Krankenhaus ist noch nicht in Betrieb, das verabschiedete Medizinkonzept noch nicht praktiziert und da gibt es bereits ein neues Gutachten aus dem Hause Lohfert und Lohfert, das alles Bisherige über den „Haufen“ zu schmeißen scheint. Der geschätzte Leser wird über den wahren Grund der Beauftragung des Gutachtens und dessen Zielsetzung – vom Preis ganz zu schweigen – im Unklaren gelassen. „Wir stehen vor großen Herausforderungen“, wird Herr Landrat Bernhardt zitiert und beabsichtigt – ohne das Ergebnis des Gesundheitsminister Karl Lauterbach zur Krankenhausreform abzuwarten – Tatsachen zum Schaden des Standortes Calw zu schaffen.

Angesichts dessen muss jeder Steuerzahler im Landkreis Calw auf die Barrikaden gehen!


Das neue Gutachten wurde präsentiert. Es ist – Gott sei Dank – noch nichts beschlossen.

Die Bürgerinitiative Gesundheitsversorgung Kreis Calw rüstet sich.


Dr. Steffi Druckenmüller, Calw


17.07.2023

Brief an Schwarzwälder Bote Nagold

Betr.: „Künftig keine Geburtshilfe mehr in Calw“

Auf der Pressekonferenz des Klinikverbunds Südwest hat der Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikverbunds, der Böblinger Landrat Roland Bernhard, das vom Klinikverbund bei der Fa. Lohfert und Lohfert in Auftrag gegebene Gutachten zur „Weiterentwicklung der Medizinstrategie 2030“ vorgestellt. Das Studium des Gutachtens macht deutlich, dass es darin in erster Linie nicht um die Versorgungsqualität geht, sondern um ökonomische Gesichtspunkte. Das Böblinger „Flugfeldklinikum“, das nach dem jetzigen Planungsstand 710 Planbetten vorhalten soll, wurde – vor allem in Anbetracht der Nähe von Kliniken der Maximalversorgung in Stuttgart und Tübingen – deutlich zu groß geplant. In der Folge muss nun an den anderen Krankenhäusern Geld gespart werden, um die Defizite des Kreises Böblingen auszugleichen. Entsprechend sieht das Gutachten vor, dass in anderen Häusern des Klinikverbunds Betten abgebaut werden, so dass auch in Calw die stationäre Versorgung deutlich schlechter sein wird als heute. Wenn die Geburtshilfe in Calw geschlossen wird, werden - bereits aufgrund der Zahlen einer Analyse aus den Jahren 2002-2004 - im Bereich Calw bis zu 20 Geburten pro Jahr im Auto beziehungsweise auf der Landstraße stattfinden! Das Gutachten sieht für Calw als kleinerem Standort das Leistungsprofil der Grundversorgung vor, und zwar ohne interventionelle Kardiologie (Herzkatheter), Neurologie, Gastroenterologie und Gynäkologie. Lediglich die Unfallchirurgie soll im jetzigen Umfang erhalten bleiben. – Aus dieser Planung folgt in erster Linie, dass die Notfallversorgung für Calw und die umliegenden Ortschaften nicht mehr gesichert ist. Manche Patienten mit akutem Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie Geburten werden „auf der Strecke bleiben“. Wenn die Notfallversorgung in Calw nicht mehr gewährleistet ist, dauern für einen Großteil der Bevölkerung im Bereich Calw die Anfahrtswege zum nächsten geeigneten Krankhaus länger als die bundesweit erlaubten 30 Minuten. - In den Aufsichtsgremien des Klinikverbunds verfügt der Kreis Calw über einen Stimmanteil von lediglich 24,9 %, also nicht einmal über eine Sperr-Minorität, obwohl der Bevölkerungsanteil des Kreises Calw deutlich höher ist. Landrat und Kreistag sollten deshalb ernsthaft darüber nachdenken, den Kreis Calw wieder aus dem Klinikverbund herauszulösen. Die Bevölkerung wird hinter ihnen stehen.


Dr. Friedrich Hezel, Bad Liebenzell

Dr. Rolf Johnen, Calw

 

15.07.2023

Brief an Schwarzwälder Bote Nagold

Betr.: Keine Geburtshilfe mehr in Calw

Jahrelang haben der Landrat, der Kreistag, die Beschäftigten des Calwer Krankenhauses, die Bevölkerung der Region Calw und die Bürgerinitiative „Gesundheitsversorgung Kreis Calw“ um ein tragfähiges und für die Region passgenaues Krankenhauskonzept für die Krankenhäuser Calw und Nagold gerungen.

Das Ergebnis ist in dem Medizinkonzept 2021 festgehalten, hinter das sich der Calwer LR Riegger ausdrücklich gestellt hat.

Demnach wurde garantiert, daß in Calw weiterhin Herzinfarkte und Schlaganfälle behandelt werden können und, daß die Geburtshilfe neben den schon vorhandenen Abteilungen in Calw bleibt. Lediglich die Neurologische Abteilung sollte von Calw nach Nagold verlegt werden. Sichtbarer Ausdruck dieses Konzeptes sind das aufwendig sanierte KH in Nagold und ein neues, stattliches Krankenhaus im Rohbau in Calw. Dieses sollte durch einen Gesundheitscampus ergänzt werden, in den bereits eine Fülle guter Ideen zur Verzahnung von stationärer und ambulanter Medizin eingeflossen sind. Der Kreis Calw kann stolz sein auf die Entwicklung einer Gesundheitskonzeption, die auch den Vorstellungen von Minister Lauterbach über eine regional angepasste Gesundheitsversorgung entsprechen dürfte.


Doch was ist jetzt passiert? Ein neues Gutachten einer Hamburger Beraterfirma versucht, den Krankenhäusern des Kreises Calw ein Konzept überzustülpen, das alles auf den Kopf stellt und das eindeutig die ökonomischen Aspekte vor eine regional entwickelte Gesundheitsversorgung stellt. Das KH Calw würde nach dem Gutachten wichtige Abteilungen verlieren und der stolze Neubau noch vor seiner Fertigstellung zu einer bedeutungslosen Portalklinik degradiert.

Es ist kein Zufall, daß der Böblinger LR Bernhard dieses Gutachten vorgestellt hat. Böblingen baut in Absprache und mit Wissen des Klinikverbundes SW ein völlig überdimensioniertes Klinikum der Maximalversorgung. Die Patienten sollen aus den Regionen Calw und Leonberg kommen, ihre Krankenhäuser zu Portalkliniken herabgestuft werden. Der Klinikverbund SW macht sich mit der Umsetzung dieses Gutachtens zum Handlanger des Kreises Böblingen.

Die Bürgerinnen und Bürger der Region Calw und die Kreistagsgremien sind aufgerufen, sich dieser Entwicklung mit allen rechtlichen Mitteln entgegenzustemmen. 

   

Dr. Ewald Prokein


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